In einem bemerkenswerten Kommentar in der Kleinen Zeitung prangert Henryk Broder die Zustände in der CDU-Führung an:
Wer in der CDU nicht abstimmt, wie er soll, erntet Kommentare zu seiner „Fresse“.
…Vorher schon hatte nach einer Probeabstimmung in der CDU-Fraktion der Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, ein treuer Diener seiner Herrin, einen der „Abweichler“ angegiftet: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen…, du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt.“
Unter der Führung einer ehemaligen Aktivistin der „Freien Deutschen Jugend“ der DDR, die für „Agitation und Propaganda“ zuständig war, verwandelt sich die Bundesrepublik in eine Volksdemokratie, in der die Parlamentarier gegenüber der Regierung verantwortlich sind und nicht umgekehrt. Ging es damals gegen „Reaktionäre“ und „Agenten des Imperialismus“, die der Maxime widersprachen, dass die Partei immer recht hat, so geht es heute gegen Neinsager, die sich der Einsicht verweigern, dass die Politik der Regierung „alternativlos“ sei.
Willkommen im Neuen Deutschland.
Erweiterung:
Ein anderer Nein-Sager, der unter immensem EU-Druck steht: Richard Sulik, der slowakische Parlamentspräsident: Warum die Slowakei die EFSF ablehnen will
Ergänzung 8.10.:
Freie Welt: Fresseerklärung aus dem Kanzleramt (Carlos A. Gebauer):
Wird der Problemminister zum Fall der Problemkanzlerin?
… Man braucht kein Linguist oder Sprachästhet zu sein, um aus dieser Anhäufung von Fäkalien eine eher derb-bäuerliche Gesinnung des Senders zu erkennen…
Die „Süddeutsche Zeitung“ nennt Ronald Pofalla inzwischen einen „Problemminister“. Ausgerechnet die „Süddeutsche Zeitung“, möchte man anfügen! Denn kein großes deutsches Blatt war bekanntlich vor fünf Jahren dem so getauften „Problembären Bruno“ näher, der unkontrolliert durch das bayerisch-österreichische Grenzgebiet streunte und die Gegend unsicher machte. Der Problembär wurde damals abgeschossen…
Freie Welt: Richard Sulik: „Größte Bedrohung für den Euro ist der Rettungsschirm selbst“
Mehr unter: Spiegel Online
Junge Freiheit: Sulík: Europa ist auf dem Weg in einen neuen Sozialismus:
Er frage sich daher, warum wieder einmal die Finanzverluste sozialisiert werden sollten, während die Gewinne stets privatisiert würden.
Medienmagazin pro: Mobbing in der Werte-Partei:
… Als Bosbach seine Haltung vor der Abstimmung begründete: „Ronald, guck bitte mal ins Grundgesetz, das ist für mich eine Gewissensfrage“, habe Pofalla geantwortet: „Lass mich mit so einer Scheiße in Ruhe.“
… Sicherlich hat das mit dem Druck zu tun, unter dem die Koalition derzeit steht. Das Grundgesetz als „Scheiß“ zu bezeichnen, führt dennoch zu weit – auch im Eifer des Gefechts.
Ergänzung 12.10.: Slowakisches Parlament stimmt gegen EFSF-Erweiterung, was natürlich scharfe Kritik von Jürgen Trittin und Martin Schulz zur Folge hat. Aber siehe da:
… Derzeit verhandeln die slowakischen Parteien über eine neue Abstimmung zum EFSF. Sollten sich Regierung und Opposition noch am Mittwoch einigen, könnte bereits am Donnerstag erneut abgestimmt werden.