Ann Kathrin Scheerer: Krippenbetreuung als ambivalentes Unternehmen

In einem hoch informativen Vortrag nahm die Hamburger Psychoanalytikerin Ann Kathrin Scheerer im Mai 2009 Stellung zur Krippendebatte, dessen Lektüre ich allen Gutwilligen ans Herz lege [siehe Ergänzung unten]:

… Wir Psychoanalytikerinnen behandeln Patienten und Patientinnen, deren frühkindliche Beziehungserfahrungen häufig unzureichend waren, was die Grundlage für späteres Leiden legte. Viel wird von der Depression als der „Volkskrankheit Nr. 1“ gesprochen, aber wenig bedacht, wieviel Bindungs- und Verlustkummer in diesem Symptom steckt. Wir können unser Wissen über lebensgeschichtliche Zusammenhänge, auch wenn wir eine Monokausalität natürlich nicht behaupten, nicht verleugnen. Auch wenn wir also keine letzten Wahrheiten kennen, so kennen wir doch Risikofaktoren und gefährdende Aspekte der frühen Betreuungskonstellationen, auf die wir so ernst und so hörbar wie möglich aufmerksam machen müssen, wenn Deutschland jetzt, wie es in der Parlamentsdebatte im Bundestag hieß, zu einem „Krippenland“ werden soll. Ohne das kommen wir einer „Wahrheit“, nämlich der Realität, noch nicht einmal nahe.

Ich zitiere weiter nur Zwischenüberschriften und Stichwörter:

    • Propaganda (DDR, China, Israel, Donald Winnicott, „Frühförderung“)
    • Früher Trennungsstress (Trennungsschrecken, -angst, Stresshormone, Trennungsstresssymptome)
    • Geschürte Gegnerschaft von Mutter und Kind (Biopsychische Frühgeburt, Vereinbarkeit von Kind und Karriere, unterschwelliger Hass auf das Kind)
    • Zeit und Zeitrechnungen (entschleunigende Provokation des Kindes, ambivalente Übergangszeit Mutter–Krippe)

… Mütterliche Zeit ist geprägt von Wiederholungen, wiederkehrenden Rhythmen, sie ist in diesen stereotypen Wiederholungen auf ein Ewigkeitserleben hin ausgerichtet, das die Mutter ihrem Kind als unersetzliche subjektive Zuversichts- und Verlässlichkeit-Erfahrung mitgibt. …

    • Professionelle Kinderbetreuung (Medienberichte über Kindesmisshandlungen, Kindstötungen, René Spitz, Liebe, Modellkrippe)
    • Wir in Deutschland (Affektkontrolle, pathogene Unterdrückung des Affektausdrucks, Bindung als Grundlage für Angstarmut, Donald Meltzer, Angepasstheit, Arbeitsmarkt, Organisations-Menschen, Krippendebatte ist Menschenbilddebatte, menschlicher Rückschritt)

(Gefunden via http://schreibfreiheit.eu/2012/06/01/verstaatlichung-der-kinder-wird-scheitern-wie-im-ostblock/)

Ich appelliere an alle Mütter und Väter: Schützt Eure Kleinstkinder, lasst sie nicht im Stich, verratet sie nicht!

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Ergänzung 10.7.2014:

Neuer aktueller Link: http://www.psychoanalyse-aktuell.de/265+M5726ebb0eaa.0.html?&tx_ttnews[day]=01&tx_ttnews[month]=05&tx_ttnews[year]=2009   Krippenbetreuung als ambivalentes Unternehmen   (1.5.2009)

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