In FreieWelt.net kritisiert die Kinderärztin und Familientherapeutin Maria Steuer das Verschweigen der Spätfolgen der Krippenbetreuung und spricht sich für ein Betreuungsgeld in gleicher Höhe wie die Krippensubventionierung aus:
… Maria Steuer: Die frühkindliche Bildung besteht daraus, Liebe, Nähe, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit von Mama und Papa zu erfahren. Dieses ist in Einrichtungen nicht möglich. Gerne wird übersehen, daß die Wissenschaft belegt, daß sich selbst Kinder aus bildungsfernen Familien in der Einrichtung verschlechtern. Um diesen Kindern einen besseren Start zu ermöglichen, sollten wir die 1.500€ Subvention in die Hand nehmen und eine individuelle Familienunterstützung, einschl. evtl. nötiger therapeutischer Begleitung organisieren. Überhaupt ist es doch einen Gedanken wert, daß es mit der Pro-Kind-Subvention des Staates möglich wäre, jedem Kind sein privates Kindermädchen zu bezahlen, was in Muttererreichbarkeit das Kind betreuen könnte: Das wäre Qualität!!!
FreieWelt.net: Welchen Belastungen sind Kinder unter drei Jahren in außerfamiliärer Betreuung ausgesetzt?
Maria Steuer: Sie erleben täglich ein Liebesleck, was nie wieder im Leben zu stopfen ist. Äußerlich funktionieren sie als Kinder, wie auch als Erwachsene – die Spätfolgen zu diskutieren ist zur Zeit noch tabu.
Und: sie erleben den Verlust ihrer Selbstwirksamkeit. Wenn ein Kind mehrmals am Tag versucht, in irgendeiner Form seiner Betreuerin klar zu machen, daß es zu seiner Mama will, diese das Kind aber nicht versteht (es kann ja noch nicht reden) und auch dem Wunsch nicht nachkommen kann (die Mutter ist weit weg) und dies fünf Tage die Woche erlebt, entsteht das Gefühl, ich kann machen, was ich will, es ändert sich nichts. Ich habe keinen Einfluß, Dinge zu verändern. Das wird dann zum Lebensgefühl!
… FreieWelt.net: Wird die Einführung des Betreuungsgeldes einen familienpolitisch relevanten Effekt haben?
Maria Steuer: Nein, nur, wenn die Diskussion weiter geht, das Betreuungsgeld in gleicher Höhe wie die Krippensubventionierung bezahlt wird. Oder umgekehrt: Familien in dieser Gesellschaft wieder den Wert bekommen, der ihnen zusteht. …