Kardinal Meisner von Abtreibern beraten?

Günter Annen: http://www.katholisches.info/2013/02/08/kardinal-meisner-die-pille-danach-und-der-kolsche-klungel/:

Von der Kehrtwende Kardinal Meisners bei der Beurteilung der „Pille danach“ wurden viele Katholiken überrascht. Hatte er noch bis vor kurzem das Präparat als Mittel zur Frühabtreibung eingestuft, will er das so nicht mehr behaupten.
Bei seiner Entscheidung beruft er sich auf „neueste, wissenschaftliche Forschungsergebnisse“, die ausgerechnet von der Präsidentin des Internationalen Vereins der Abtreibungsärzte „FIAPAC“ (International Federation of Professional Abortion and Contraception Associates) stammen.

Die Kirche dürfe sich wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht verschließen. Und die hätten ergeben, daß es neue Präparate mit unterschiedlichen Wirkprinzipien gäbe. Es gäbe Präparate, die als Wirkprinzip die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter nicht verhindere, sondern nur den Eisprung so lange verzögere, bis es nicht mehr zu einer Zeugung kommen könne. Damit seien diese „Pillen danach“, z. B. nach einer Vergewaltigung, vertretbar.

… Die angeblich so revolutionären, neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse, die alle früheren Forschungen über den Haufen werfen sollen, wurden in einer gemeinsamen Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin publiziert und bilden die Grundlage der Entscheidung von Kardinal Meisner. In diesem Papier wird in der entscheidenden Frage nach der nidationshemmenden und damit abtreibenden Wirkungsweise der „Pille danach“ die Studie der Schwedin Kristina Gemzell Danielsson zitiert, die am Karolinska Institut in Stockholm forscht.

Frau Prof. Dr. Gemzell Danielsson wurde vor vier Jahren Präsidentin des Internationalen Verbands der Abtreibungsärzte „FIAPAC“, nachdem der bekannte Wiener Abtreiber Dr. Christian Fiala vom Präsidentenamt zurückgetreten war.

… Was veranlasst nun Kardinal Meisner zu dieser unsäglichen „Pillenerklärung“, die zwar auf den ersten Blick keine falschen Aussagen, aber beim genaueren Hinschauen zumindest einige Fragen aufwirft. Unverständlich ist besonders, warum man die Studie der Präsidentin des weltweit arbeitenden Abtreibervereins FIAPAC als Beweis dafür heranzieht, daß die neue „Pille danach“ angeblich nur eine Ovulationshemmung und nicht eine Nidationshemmung verursacht.

War es der Druck der Massenmedien, die möglicherweise die Abweisung eines „Vergewaltigungsopfers“ an katholischen Krankenhäusern in Köln konstruiert hatten? Oder zum anderen der Einfluß vom Katholikenausschuss, einer Vereinigung katholischer Laien im Erzbistum Köln, die die Liberalisierung der Kirche betreiben? … Oder hatte der Kardinal einen Berater, womöglich den Bestsellerautor und ärztlichen Direktor am katholischen Alexianer-Krankenhaus in Köln-Porz, Herrn Manfred Lütz?

In Kölner Kreisen munkelt man, er habe Kardinal Meisner den Rat erteilt, sich bei seiner Entscheidung auf neueste wissenschaftliche Studien der FIAPAC-Präsidentin zu stützen, die eine abtreibende Wirkung der „Pille danach“ leugnet.
Doch hätte Kardinal Meisner wissen müssen, daß sein Berater schon im Jahre 2011 in einem Interview gegenüber Radio Vatikan das wissenschaftlich nachgewiesene Post-Abortion-Syndrom, also die posttraumatische Belastungsstörung nach der Abtreibung eines Kindes, als Wunschdenken der Lebensschützer und als „letztlich naiv“ bezeichnet hat, was ihn als kirchlichen Berater hätte disqualifizieren müssen. Kardinal Meisner wollte sicher ein Problem lösen, doch merkte er nicht, daß er vielleicht in die Falle ging?

Siehe auch:

Ergänzung 11.2.:

Martin Rhonheimer (Kath.net): Meisners ‚Pille-danach‘-Erklärung ist absolut klar und hilfreich  (10.2.):

… Die Erklärung des Kölner Kardinals ist absolut klar und äußerst hilfreich. Sie hält fest, dass die Einnahme bzw. die Verabreichung einer „Pille danach“, die frühabtreibend wirkt, moralisch unerlaubt ist, denn dabei handelt es sich um unerlaubte Tötung menschlichen Lebens; dies ist der Fall, wenn die Pille die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutter verhindert oder die befruchtete Eizelle auf irgendeine Weise zerstört. Ist dies hingegen nicht der Fall, weil die „Pille danach“ (vgl. den Artikel von Andreas Reimann) nur die Spermienfunktion reduziert, die Eizellreifung verzögert oder den Eisprung hemmt bzw. verzögert, so dass eine Befruchtung gar nicht zustande kommt, so handelt es sich um eine „Notfallkontrazeption“, die im Falle einer Vergewaltigung sittlich erlaubt ist.  …

Ergänzung 13.2.2013:

http://www.kath.net/detail.php?id=40060  (12.2.):

… Zur aktuellen Debatte um die „Pille danach“ und ihre ethische Vertretbarkeit erklärte [Kardinal]  Meisner wörtlich: „Meine Erklärung war mit der Glaubenskongregation und der Päpstlichen Akademie für das Leben abgestimmt. Ich habe auch mit dem Sekretär des Papstes, Erzbischof Gänswein, darüber gesprochen. Er hat mir gesagt: ‚Der Papst weiß Bescheid. Es ist alles in Ordnung.‘“

Ergänzung:

Kath.net: Köln korrigiert: Papst wusste nichts über Vorstoß zur ‚Pille danach‘!  (12.2.):

… Die Erklärung wurde laut Erzbistum mit den zuständigen römischen Stellen, der Päpstlichen Akademie für das Leben und der Glaubenskongregation, abgestimmt. Benedikt XVI. selbst habe die Erklärung erst nach Veröffentlichung zur Kenntnis genommen. …

Ergänzung 19.2.2013:

http://www.kath.net/detail.php?id=40184  (19.2.):
Papst Benedikt XVI. hat die ‚Pille danach‘ nicht gebilligt

Gänswein widerspricht nach Medienberichten der Aussage, dass „ein Telefonat zwischen Kardinal Meisner und dem Papst oder ihm selbst stattgefunden habe“ UPDATE: Prof. Spieker korrigiert die span. Medienberichte

http://www.kath.net/detail.php?id=40189  (19.2.):
Erzbischof Gänswein und die Kölner Erklärung zur ‚Pille danach‘

Prof. Manfred Spieker nimmt Stellung zu fehlerhaften spanischen Medienberichten

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