Saatgut: EU-Krieg gegen Sortenvielfalt

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3297168/macht-eu-alten-sorten-den-garaus.story  (24.4.):

Gegen Saatgutpläne der EU keimt ein Proteststurm auf: Alte Obst- und Pflanzensorten könnten bald illegal und damit vor dem Aus sein.

Nach der Glühbirne knöpft sich die EU nun die echte Birne vor — und alle alten Obst-, Gemüse- und Pflanzensorten gleich dazu. Anfang Mai legt die EU-Kommission ihre Pläne für eine neue Saatgutverordnung vor. Und wie durchgesickert ist, reichen die Auswirkungen vom Apfelbaum bis unter die Erde heimischer Äcker und Hobbygärten. Künftig soll nicht nur (wie bisher) geregelt werden, welches Saatgut für kommerzielle Zwecke verwendet werden darf. Vielmehr soll auch Saatgut, das privat oder zur Erhaltung von alten und seltenen Sorten angebaut wird, ein Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Was den privaten Anbau und Tausch einer Vielzahl alter Sorten illegal machen würde.

Nun keimt in ganz Österreich Protest auf, von Gemeinwohl-Organisationen über die Bauernschaft bis zur Politik. Sie alle eint die Angst, dass die EU der Vielfalt an ohnehin seltenen alten Obst- und Pflanzensorten endgültig den Garaus machen könnte.

… Damit verschaffe die EU vor allem den großen Saatgutfirmen — einige wenige wie Syngenta oder Monsanto beherrschen den Markt — Vorteile.

… „Saatgut ist wie ein Kulturgut, das zu erhalten ist.“ Umso tragischer sei es, wenn dies nun durch EU-Regeln „abgedreht wird, weil es den Großen nur um Ertrag und Macht geht.“

… In Österreich jedenfalls springen nun Politiker — von Agrarminister Niki Berlakovich über die Grünen bis zur FPÖ — auf den Protestzug auf. Saatzuchtexperte Heinz-Peter Zach vom Lebensministerium hat in Brüssel schon mehrfach Bedenken geäußert: „Wir sind mit dem EU-Plan nicht glücklich. Jetzt geht es darum, Schaden zu begrenzen und Allianzen mit anderen Ländern zu finden.“ Bis jetzt seien nur Großbritannien und Dänemark auf Seite Österreichs. Arche Noah und Global 2000 haben überdies eine Petition unter http://www.freievielfalt.at aufgelegt: Diese haben in wenigen Tagen mit weit mehr als 50.000 schon fast mehr Leute unterschrieben als die jüngsten Volksbegehren . . .

Stefan Winkler: http://www.kleinezeitung.at/allgemein/tribuene/3297299/eu-lavanttaler-bananenapfel.story  (23.4.):

Die EU-Saatgut-Pläne offenbaren Europas Misere.

Man würde meinen, Europa habe derzeit andere Sorgen. Aber die Regulierungssucht der Brüsseler Behörden kennt keine Krise. Nach Glühbirne und tropfenden Duschköpfen hat die EU-Kommission jetzt ein neues Exerzierfeld entdeckt: Sie will das Saatgut in Europa vereinheitlichen. Alte und seltene Obst- und Gemüsesorten hätten kaum noch Chancen auf Zulassung und würden auf lange Sicht hin wohl verschwinden.

Diese Vorstellung hat für viele Bürger etwas Verstörendes. Wenn schon Kampf gegen den Wildwuchs, dann Kampf gegen die Exzesse eines Finanzsystems, das auf Gier und die kurzfristige Maximierung von Gewinnen abstellt! Wenn schon mehr Kontrolle, dann Kontrolle über ausufernde Haushaltsdefizite! … Aber doch nicht Krieg gegen die Sortenvielfalt auf unseren Äckern, Wiesen und Feldern, gegen Lavanttaler Bananenäpfel, …

… Unerklärlich, warum man in Brüssel die brennende Lunte nicht riecht! Denn eines ist gewiss: Der Euro kann noch so oft gerettet werden — eine Zukunft wird das gemeinsame Europa nur haben, wenn sich auch seine Bürger als Schicksalsgemeinschaft begreifen. Das wird erst dann der Fall sein, wenn sie nicht länger über alle gewachsenen Traditionen hinweg mit unsinnigen Regelungen schikaniert und verprellt werden. Höchste Zeit, dass die EU-Kommission die Schere bei sich ansetzt!

Siehe auch: https://kreidfeuer.wordpress.com/2013/04/23/eu-saatgutverordnung-bedroht-gaertner-und-bauern/

Ergänzung 7.5.2013:

Die EU rudert zurück:
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/06/nach-protest-sturm-bruessel-blast-zugriff-auf-private-gaerten-ab/

Ergänzung 11.5.2013:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/08/eu-verordnung-bei-obst-und-gemuese-wird-es-weniger-auswahl-geben/:

Die neue EU-Saatgut-Verordnung degradiert den ökologischen Landbau zu einer exotischen Form der Liebhaberei. Auf die kleinen Landwirte kommen erhebliche wirtschaftliche Belastungen. Faktisch wird die Regelung zu einer deutlichen Einschränkung der Wahlmöglichkeiten für die Konsumenten führen. …

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2 Antworten zu Saatgut: EU-Krieg gegen Sortenvielfalt

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