Globale Bürgerbespitzelung: Tempora toppt Prism

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1421705/Britischer-Geheimdienst-zapfte-fuer-NSA-Daten-ab  (22.6.):

Das GCHQ soll Telefon- und Internetdaten gesammelt und mit den USA geteilt haben. Das Spionageprogramm „Tempora“ soll noch umfangreicher als „Prism“ der NSA sein.

Der britische Geheimdienst GCHQ (Government Communications Headquarters) soll nach einem Bericht der Zeitung „The Guardian“ eine umfassende Sammlung an Telefon- und Internetdaten angelegt und diese mit den USA geteilt haben, insbesondere mit der Spionagebehörde NSA. Die Behörde habe sich Zugang zu Glasfaserkabeln verschafft und darüber Informationen über internationale Telefonanrufe und den Internetverkehr erhalten, berichtete das Blatt auf seiner Internetseite. Neben E-Mails, Einträgen im sozialen Netzwerk Facebook oder auch Telefongesprächen würden auch persönliche Informationen der Nutzer gespeichert und analysiert.

Snowden deckte auch Briten auf

Die Informationen des „Guardian“ vom Freitag stammen von dem US-Amerikaner Edward Snowden, der erst vor kurzem Details über „Prism“, das Überwachungsprogramm der NSA, an die Öffentlichkeit gebracht hat. Das britische Spionageprogramm „Tempora“, das nach dieser Darstellung noch umfangreicher als das US-amerikanische sein soll, ist seit eineinhalb Jahren in Betrieb. Der Abhördienst GCHQ habe es geschafft, schreibt das Blatt weiter, zur Beschaffung der Informationen zahlreiche Internetknotenpunkte anzuzapfen. Ein Sprecher des Geheimdienstes wollte sich nicht dazu äußern. …

Jochen Wittmann: http://derstandard.at/1371170387000/Ueberwachung-in-Grossbritannien-Orwells-Albtraum-wird-wahr  (23.6.):

Der Umfang des von „Tempora“ aufgesaugten Datenstroms muss erschrecken

Den Überwachungsalbtraum, den der Brite George Orwell vor mehr als 60 Jahren in seinem Roman 1984 vorhersah, scheinen seine Landsleute heute wahrmachen zu wollen: Der britische Geheimdienst GCHQ hört mit der „Operation Tempora“ systematisch und in großem Maßstab das Internet ab. Keine gezielten, verhältnismäßigen und verdachtsgestützten Lauschangriffe sind das, sondern ein massives und unterschiedsloses Einfangen von Daten aller Art. Da bleibt nichts mehr privat.

Zugegeben: Dass Geheimdienste schnüffeln, kann nicht überraschen. Aber erschrecken muss der Umfang des von „Tempora“ aufgesaugten Datenstroms. Täglich sind es 600 Millionen Kommunikationsakte, die die Geheimdienstler überwachen. Die Datenmenge wird mit rund 71.000 Schlüsselbegriffen gesiebt, was hängenbleibt, verdient das Inter­esse der Kollegen vom Außendienst.

Die britische Regierung hält das alles für ganz legal. Der Intelligence Services Act von 1994 erlaubt den Geheimdiensten, aufgrund recht weit gefasster Kriterien Kommunikation, die ins Ausland geht, auszuspionieren. Zu den Kriterien gehört neben nationaler Sicherheit und der Verhinderung schwerer Verbrechen auch die eher nebulöse Begründung: „im Interesse des ökonomischen Wohlergehens des Vereinigten Königreichs“. Wenn es denn der Nation dient – damit lässt sich wohl so ziemlich jede Überwachung rechtfertigen. „Schöne neue Welt“, würde da Orwells Kollege Aldous Huxley kommentieren.

Ergänzung:

http://www.freiewelt.net/snowden-und-die-westliche-heuchelei-10001663/  (24.6.):

… Anscheinend werden wir alle systematisch von angelsächsischen Geheimdiensten totalüberwacht. Was der Eine nicht macht, das macht der Andere. Zusätzlich im Boot sind auch Kanada, Australien und Neuseeland. Sie nennen ihre Geheimdienstzusammenarbeit selbst „Five Eyes”. Diese fünf Augen haben die Welt in Regionen aufgeteilt und forschen alles aus. Natürlich nur zu unserem Besten, zu unserer Sicherheit. …

… Wir diskutieren bei uns über den Datenschutz im Internet und diese Geheimdienste zapfen gleich die Quelle an, die Überseekabel. … Angela Merkel sieht das Internet als „Neuland”, unsere Internetanschlüsse sind langsamer als in Bulgarien und bei neuen Entwicklungen sind wir auch sonst immer gerne hinten dran, z. B. bei Videos im Internet. …

Jetzt zeigen uns die USA und Großbritannien, wie zentral das Netz ist, wie sehr schon alles davon abhängt. Unsere Freiheit ist gefährdet, unsere Rechte als Bürger. Und da kommen wir schon zum eigentlich empörenden Punkt. Es ist nicht einmal das Abhören an sich. Das könnte man als staatlichen Machiavellismus deuten. Es ist die Tatsache, dass genau diejenigen es tun, die sonst immer groß die Worte „Freiheit” und „Demokratie” im Munde führen. …

Ergänzung 28.6.2013:

JF: Britisches Abhörprogramm empört deutsche Politiker  (24.6.):

Das britische Abhörprogramm „Tempora“ ist in Deutschland auf scharfe Kritik gestoßen. „Das massenhafte Ausspähen von Deutschen ist durch nichts gerechtfertigt“, sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Michael Hartmann. Nach Angaben des Guardian hat der britische Geheimdienst seit eineinhalb Jahren Millionen E-Mails und Telefonate überwacht, die über transatlantische Glasfaserkabel verschickt wurden.

Zudem teilten die Briten die gewonnenen Informationen mit dem amerikanischen Geheimdienst NSA, der in den vergangenen Tagen wegen einem ähnlichen Spitzelprogramm in die Kritik geraten war. Die Bundesregierung erklärte, sie nehme den Zeitungsbericht „sehr ernst“ und werde „zum gegebenen Zeitpunkt“ Stellung dazu beziehen.

Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin Notz, griff die Maßnahmen scharf an: „Wir befinden uns an der Schwelle zu wohlmeinend autoritären Demokratien westlicher Prägung. Unser Rechtsstaat ist durch diese Entwicklung ernsthaft bedroht.“ Er sprach von einer „Krise des Rechtsstaates“.

Der stellvertretende Unionsfraktionschef im Bundestag, Michael Kretschmer (CDU), warnte, das Internet dürfe kein „rechtsfreier Raum für die Geheimdienste“ werden. „Wir Deutsche reiben uns verwundert die Augen, welche Handlungsmacht andere Demokratien ihren Geheimdiensten ermöglichen.“

Insgesamt wurden nach Angaben der britischen Zeitung bisher täglich 600 Millionen „telefonische Ereignisse“ überwacht. Hinzu kommen Millionen E-Mails und Einträge in den sozialen Netzwerken. Die privaten Daten der Internetnutzer sollen 30 Tage gespeichert worden seien. Zugriff auf die Daten hatten offenbar etwa 850.000 amerikanische und britische Geheimdienstmitarbeiter und Staatsangestellte sowie externe „Spezialisten“.

Die Informationen über die Überwachungsmaßnahmen stammen von dem amerikanischen IT-Spezialisten Edward Snowden, der bereits das US-Spitzelprogramm „Prism“ enttarnt hatte. Snowden befindet sich seitdem auf der Flucht vor den US-Behörden. Mittlerweile ist er von Hongkong aus nach Moskau weitergereist und hat Asyl in Ecuador beantragt.

Ergänzung 14.7.2013:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/hackerangriffe-china-nennt-usa-groessten-schurken-unserer-zeit-a-907367.html  (23.6.):

… Die Hongkonger „South China Morning Post“ hat nun unter Berufung auf Snowden berichtet, die NSA zapfe auch chinesische Mobilfunkanbieter an und habe schon Daten von Millionen SMS gesammelt. Die Daten zeigten, dass 2012 in China 900 Milliarden Textbotschaften verschickt worden seien, berichtet die „South China Morning Post“.

Der US-Geheimdienst „macht alle möglichen Sachen, zum Beispiel chinesische Mobilfunkanbieter anzuzapfen, um all deine SMS-Daten zu klauen“, zitierte die Zeitung Snowden. US-Spione seien überdies ins System der renommierten Tsinghua-Universität in Peking eingedrungen, über das ein Großteil der chinesischen Internetkommunikation läuft.

Die Angriffe galten laut Snowden auch Cernet, einem der sechs großen Netzwerke des Landes, das an der Universität angesiedelt ist. Beim jüngsten Angriff im Januar seien allein an einem Tag mindestens 63 Computer und Server der Universität gehackt worden, berichtete Snowden. Er beschrieb die Angriffe als umfassend und intensiv.

Auch Pacnet, einer der größten asiatisch-pazifischen Glaskabelnetzbetreiber, sei gehackt worden. Das Unternehmen wickelt auch Internetverkehr mit den USA ab. Snowden hatte die Vorwürfe bereits vor einigen Tagen in der „South China Morning Post“ angedeutet und nun konkretisiert.

Ergänzung:

http://german.ruvr.ru/news/2013_07_10/Snowden-deckt-US-Spionagenetz-in-Australien-auf-3222/

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