http://www.misesde.org/?p=5904
Birgit Kelle: “Wir brauchen mehr gallische Dörfer. Jede Familie ein Widerstandsnest gegen das Kollektiv.” (2.9.):
Interview mit Birgit Kelle anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches „Dann mach doch die Bluse zu. Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“.
Frau Kelle, bitte erlauben Sie zu Beginn ein etwas längeres Zitat von Ludwig von Mises, es ist seinem Werk “Die Gemeinwirtschaft” aus dem Jahr 1922 entnommen: “Soweit die Frauenbewegung sich darauf beschränkt, die Rechtsstellung des Weibes der des Mannes anzugleichen und der Frau die rechtliche und wirtschaftliche Möglichkeit zu bieten, sich so auszubilden und zu betätigen, wie es ihren Neigungen, Wünschen und ökonomischen Verhältnissen entspricht, ist sie nichts weiter als ein Zweig der großen liberalen Bewegung, die den Gedanken der friedlichen freien Entwicklung vertritt. Soweit sie, darüber hinausgehend, Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens in der Meinung bekämpft, damit naturgegebene Schranken des menschlichen Daseins aus dem Wege räumen zu können, ist sie ein Geisteskind des Sozialismus; auch dessen Besonderheit ist es, die Wurzel naturgegebener, der menschlichen Einwirkung entrückter Umstände in gesellschaftlichen Einrichtungen zu suchen und durch deren Reform die Natur reformieren zu wollen.” Der Mann ist up to date, oder?
Birgit Kelle: Ich bin nahezu erschrocken, wie aktuell dies Zitat auf die heutigen Bestrebungen des feministischen Mainstreams passt. Ludwig von Mises hat sehr zielsicher offensichtlich schon vor einiger Zeit entlarvt, dass sämtliche Bestrebungen, die über eine rechtliche Gleichstellung hinaus gehen, immer in neuen Zwängen münden. Wir erleben ja gerade, dass im Sinne von Gender Mainstreaming das naturgegebene Geschlecht der Menschen aus dem Weg geräumt werden soll, weil es angeblich gerade uns Frauen so sehr in unserer Rolle festnagelt. Ganz im Sinne des alten Vorwurfs von Simone de Beauvoir, wonach wir ja nicht als Frau geboren werden, sondern erst durch die Gesellschaft zu einer gemacht würden – um nicht zu sagen, dazu gezwungen werden, eine Frau zu sein. Deswegen sollen Frauen heute um Himmels Willen keine typisch weiblichen Lebenswege mehr einschlagen, das ist old-fashioned, überholt, da drohen Kinder und Küche, ein Leben als „Heimchen am Herd“. Wir sollen befreit werden, indem man uns neuerdings aufzwingt die gleichen Lebenswege zu führen wie Männer. Wir sollen Vollzeit in den Arbeitsmarkt integriert werden, um von dort aus kollektiv befreit zu werden. Das ist in der Tat sozialistisches Gedankengut. Irrsinniger Weise ist es aber noch mehr blanker Kapitalismus in einer ganz üblen Ausprägung. Soziale Marktwirtschaft ist damit ein Relikt von gestern. Heute ordnen wir Familie damit komplett dem Arbeitsmarkt unter, die Mutterschaft sowieso. Ganz erstaunlich, dass sich ausgerechnet der Feminismus hier als Steigbügelhalter der Wirtschaft betätigt und das auch noch als Befreiung feiert. Der Feminismus hat uns also nur vom Regen in die Traufe gebracht als Frauen. Jetzt sind aber nicht mehr die Männer unsere Aufseher, sondern andere Frauen, die darüber richten, ob wir ein politisch korrektes, modernes Frauenleben führen. Und um es gleich vorwegzuschicken: Ich bin gerne eine typische Frau und ich will es auch bleiben.
Kann die Ursache für diese Bestrebungen sozialistisches Gedankengut und gleichzeitig blanker Kapitalismus sein, wie Sie es nennen?
Offensichtlich schon. Ich hab es mir ja nicht ausgedacht, ich beobachte es nur. Wobei ich zugeben muss, dass es schizophren erscheint. Fakt ist doch, dass uns nahezu alle politischen Parteien gerade als Frauen befreien wollen. Der einzige Weg, den man uns dafür vorzeigt, ist der einer möglichst lückenlosen Beteiligung am Arbeitsmarkt und an den Wirtschaftsprozessen. Unsere Kinder sollen wir dafür möglichst früh in die Hände des Staates reichen, damit wir dem Arbeitsmarkt möglichst uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Also eine Ökonomisierung unseres Lebens und vor allem auch der Familien und neuerdings sogar der Kinder. Nutzen tut dies gleichzeitig vor allem dem Markt. Er will die weiblichen Fachkräfte, billige Arbeitskräfte. Zeit für Familie oder Privates bleibt da kaum mehr. Selbst die Kinder müssen sich einfügen, unterordnen in die Bedürfnisse des Marktes. Krippe ab dem ersten Lebensjahr, Ganztagsschule, damit sie das Erwerbsleben ihrer Eltern nicht stören. Turbo-Abi, damit sie schneller fertig werden. Es folgen unbezahlte Praktika und anschließend unsichere Arbeitsstellen. All das nutzt nicht dem Individuum, sondern allein der Wirtschaft. Kapitalismus pur. Gleichzeitig gibt man vor, damit sozial zu handeln, das ist der schizophrene Teil der Sache. Aber wo Sie so gerne Zitate anbringen. Hier eines aus dem ABC des Kommunismus von N. Bucharin und E. Preobraschensky. Obwohl aus dem Jahr 1920, erscheinen mir die Herren auch völlig up to date: „Der Gesellschaft gehört auch das ursprünglichste und fundamentalste Recht der Kindererziehung. Von diesem Standpunkte aus müssen die Ansprüche der Eltern, durch die Hauserziehung in die Seele ihrer Kinder ihre eigene Beschränktheit zu legen, nicht nur abgelehnt, sondern auch ohne Erbarmen ausgelacht werden…. Die gesellschaftliche Erziehung ist daher nicht allein aus pädagogischen Erwägungen notwendig; sie bringt ungeheuer große wirtschaftliche Vorteile. Hunderte, Tausende, Millionen Mütter werden durch die Verwirklichung der gesellschaftlichen Erziehung für die Produktion und für ihre eigene kulturelle Entwicklung frei werden. Sie werden von der geistestötenden Hauswirtschaft und der unendlichen Zahl der kleinlichen Arbeiten, die mit der Hauserziehung der Kinder verbunden sind, befreit.“ Noch Fragen?
Natürlich, Ihr Zitat ist ein klares Argument für eine Ursachenverortung der gegenwärtigen Familienpolitik in sozialistischem Gedankengut. Unternehmen und Wirtschaft aber gehen nur den Weg des geringsten Widerstandes oder verhielte man sich hier nicht irrational, würde man sagen: “Lieber Staat, spar’ mal lieber das Geld, dass Du für die Krippen ausgibst. Wir bieten den Frauen höhere Löhne, dann kommen sie ganz alleine und bezahlen die Kinderbetreuung selbst.”? Sind die Vorwürfe nicht einzig an den Staat zu adressieren, warum er sich hier überhaupt einmischt und interveniert?
Höhere Löhne sind irrational?? Nun kommen Sie aber! Fakt ist, mir sind leider zahlreiche Wirtschaftsverbände im Ohr, die genau das vom Staat fordern, dass er sich einmischen soll, dass er diese Familienersatzstrukturen schaffen soll. Es ist ja auch billiger so für sie, wenn der Staat die Kinderbetreuung finanziert und die Eltern selbst mit ihren Steuern, als dass man als Unternehmen familienfreundliche Strukturen schafft, oder deutlich höhere Löhne zahlt, damit eine Familie auch mal ein paar Jahre von einem Gehalt leben kann. Selbst im Familienbericht der Bundesregierung ist die Forderung der Wirtschaft enthalten, die Elternzeit von bislang drei Jahren auf zwei Jahre zu verkürzen. Das nenne ich mal erfolgreiche Lobby-Arbeit, solche wirtschaftsfreundlichen Ideen in einen Bericht einzufügen, der zum Ziel hatte, Familien mehr Zeit zu verschaffen. Ein ganzes Jahr Minus für die Familie und das als Familienpolitik verkauft. Respekt! Es ist also bei weitem nicht allein eine staatliche Vorgabe, eine Idee der Politik – aus welcher Motivation auch immer – die Wirtschaft mischt hier ordentlich mit. Ein paar Beispiele gefällig? Der Deutsche Städtetag, der Deutsche Industrie und Handelskammertag, der Zentralverband des Deutschen Handwerks – alle fordern einhellig mehr Subvention in strukturelle Institutionen wie Krippen und auf gar keinen Fall so etwas wie Betreuungsgeld, was Eltern unterstützen würde, die selbst ihre Kinder großziehen.
Was die Wirtschaft offenbar nicht sehen will: Ohne die Familien werden sie noch viel weniger gut ausgebildete junge Leute bekommen. Ständig höre ich von Unternehmern das Stöhnen, dass man kaum Auszubildende findet, die ihren Namen verdienen. Bemängelt werden gar nicht so sehr die fehlenden Noten, sondern das, was wir lapidar als Sekundärtugenden, also als zweitrangig, abtun: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen, Ehrlichkeit. Gerade erst erzählte mir ein Versicherungsagent die Geschichte, was auf seine Stellenausschreibung kam: 150 Bewerbungen, nach Aussortieren derjenigen, die ohne Rechtschreibfehler auskamen, wenigstens die richtige Anrede ausgewählt hatten und halbwegs in Frage kamen, blieben ganze drei übrig. Diese hat er eingeladen zum Bewerbungsgespräch, nur einer ist gekommen, die anderen sagten nicht einmal ab. Und das ist exemplarisch. Wenn junge Leute nicht auch ein Familienhaus hinter sich haben, das sich kümmert, das schaut, das die jungen Leute dran bleiben, etwas durchziehen, nicht gleich aufgeben, dann wird das nichts. Sekundärtugenden werden übrigens nicht in der Schule im Frontalunterricht vermittelt, sondern indem Kinder von Eltern lernen, was diese vorleben, wenn wir ihnen denn die Zeit dazu geben.Der Wohlfahrts-Staat wird diese Probleme nicht lösen, ist er doch deren Verursacher. Hierzu noch ein Zitat, es stammt vom Ökonomen Hans-Hermann Hoppe: „Jede Form der Regierungswohlfahrt senkt den Wert der Mitgliedschaft einer Person in einem ausgedehnten Familien-Haushaltssystem als einem sozialen System gegenseitiger Kooperation sowie der Hilfe und Unterstützung. Die Ehe verliert an Wert. Für Eltern reduzieren sich der Wert und die Wichtigkeit einer ‘guten’ Erziehung (Bildung) ihrer eigenen Kinder.” Was meinen Sie zu dieser Aussage?
Ich würde es nicht ganz so radikal formulieren, denn unsere Gesellschaft hat auch Menschen, die ohne eigene Schuld in Not geraten oder keine familiäre Unterstützung besitzen. Um diese Menschen müssen wir uns kümmern, Kranke, Alte, Menschen mit Behinderungen, auch Kinder, die nicht auf Familie zählen können. All diese Leute hätten gar keinen „Wert“ mehr, weil sie ja nur Kosten und Mühe machen, aber monetär nichts bringen. Dennoch muss ich Hoppe zustimmen und leider bestätigt sich seine These ja am massivsten in unserem Rentensystem. Über Jahrtausende der Menschheitsgeschichte galt Kinderreichtum als gute Alterssicherung. Erst seit Einführung unseres staatlichen Rentensystems ist Kinderreichtum plötzlich das größte Armutsrisiko für Eltern geworden. Das ganze System hat sich pervertiert. Weil nicht mehr diejenigen profitieren, die sich Mühe geben und Geld investieren, um Kinder vernünftig groß zu ziehen, sondern neuerdings diejenigen, die möglichst gar kein Geld und gar keine Zeit für die nächste Generation aufbringen. Also selbst wenn ich persönlich es schaffe, aus meinen vier Kindern anständige Steuerzahler zu machen, hab ich als Mutter am wenigsten davon. Das ist irre und unfair. Und ein gutes Beispiel, wie der Staat familiäre Verantwortung und Strukturen zerstört hat, indem er sie durch Wohlfahrt für alle ersetzt hat. Wir müssen in der Familienpolitik wieder viel mehr auf Zusammenhalt und Eigenverantwortung setzen. Diejenigen, die als Familien stark sind, müssen profitieren. Ähnlich ist es in der Ehe. Ich will ja nicht zurück zu restriktiven Scheidungsgesetzen, aber wir haben es inzwischen so banal gestaltet, dass es heutzutage einfacher ist, seine Ehefrau loszuwerden, als einen Mieter aus der Eigentumswohnung zu kündigen. Selbst bei Hartz-IV-Empfängern „lohnt“ es sich teilweise finanziell, sich zu trennen, weil der Staat dann eben zwei Haushalte finanziert, anstatt dass man einen Anreiz schafft, nicht nur in guten, sondern auch in den berühmten schlechten Zeiten als Paar zusammen zu bleiben.
Weniger Wohlfahrtsstaat, weniger Sozialabgaben, weniger Staat, weniger Steuern = deutlich mehr verfügbares Einkommen = höhere Bereitschaft des Einzelnen, unverschuldet in Not geratene Menschen zu unterstützen. Stimmen Sie zu?
Ja, da stimme ich zu, und am besten fangen wir mit der Kirchensteuer an – und das sage ich als überzeugte Katholikin. Unser Problem ist ja, dass wir derzeit vom Wohlfahrtsstaat nahezu erstickt werden. Der Staat reißt ständig neue Aufgaben an sich, derzeit vor allem in der Familienpolitik, um dann mit erhöhten Steuerabgaben das Ganze zu finanzieren. Damit wird jede Eigeninitiative erstickt und leider tritt zusätzlich auch noch ein Gewöhnungseffekt ein. Man muss ja leider auch hinzufügen, dass der sorgende Staat nicht wenigen Bürgern gefällt, es ist ja auch so herrlich bequem in dieser selbstverschuldeten Unmündigkeit. Wir lassen zu, dass der Staat sich in unsere privatesten Angelegenheiten einmischt und ich entdecke kaum Gegenwehr. Gerade in der Familienpolitik möchte ich Eltern manchmal zurufen: Auf die Barrikaden mit euch! Der Staat nimmt uns unser Geld, unsere Zeit und neuerdings auch noch unsere Kinder und kommt dann generös mit seinen über 150 verschiedenen familienpolitischen Instrumenten zurück, mit denen doch nur das zurückgegeben wird, was er sich vorher erstmal genommen hat. Es würde ausreichen, den Eltern gar nicht erst so viel wegzunehmen, dann müsste man ihnen auch nicht so viel zurückgeben. Zusätzlich hätte jede Familie mehr freies Budget, um sich selbst zu organisieren.
In unserem Vorgespräch zum Interview erzählten Sie, dass Sie in Rumänien geboren wurden und die Entwicklungen in Deutschland und Europa Sie befürchten lassen, in dem Gesellschaftssystem zu landen, wo Sie einst herkamen. Können Sie das für unsere Leser zum Abschluss noch etwas präzisieren?
Ich bin noch im real existierenden Kommunismus geboren und meine Eltern sind mit meinem Bruder und mir in ein freies, demokratisches Land gekommen, damit wir es mal besser haben. Gesellschaftspolitisch nähern wir uns hier im Westen aber den Verhältnissen dort an, wo der Staat vorgibt, wie man zu leben hat, wie man im Kollektiv aufgeht und, wie die SPD es so schön als Wahlkampfslogan verpackt, nur noch „Das WIR entscheidet“. Für mich ist das keine Verheißung, sondern eine Drohung! Jede Individualität wird damit im Keim erstickt. Wenn der Einzelne nichts mehr zählt, sondern nur noch die Gemeinschaft, dann kippen wir damit zusätzlich jeden Leistungswillen. „Elite“, allein das Wort ist für manche inzwischen ein Affront. In der Schulpolitik heißt das: Einheitsschule, damit nicht nur alle gleichzeitig loslaufen, sondern auch alle gleichzeitig ankommen. So braucht sich keiner schlecht fühlen, weil er nicht so gut ist, dafür bleiben dann die Guten auf der Strecke. Sehen Sie sich die Grünen an, sie wollen uns inzwischen vorschreiben, wie wir zu besseren Menschen werden, bis hin zu Vorschriften, an welchem Tag ich noch was essen darf. Ich sag nur Veggie-Day… Und das Schlimmste: Die Leute wählen sie trotzdem. Leistung lohnt sich nicht mehr. Besserverdiener ist ein Schimpfwort geworden. Wehe, wenn einer mehr verdient durch eigene Leistung, dann muss die Reichensteuer her, damit wieder alle auf das gleiche Level gestutzt werden. Wofür sich noch anstrengen, wenn ich anschließend alles beim Staat abgeben darf? Am erschreckendsten finde ich jedoch gesellschaftspolitisch die Entwicklung in der Krippenpolitik, die derzeit in allen Parteien außer der CSU viel Beifall findet. Wir erschaffen gerade die alten DDR-Verhältnisse neu, die es in ähnlicher Form in allen kommunistischen Staaten, auch in Rumänien gab, und feiern es allen Ernstes als Fortschritt. Hat das schon mal jemand zu Ende gedacht? Wenn die „Lufthoheit über den Kinderbetten“, wie SPD-Mann Olaf Scholz es einst nannte, wirklich errungen ist, was zählt dann noch die Familie als Wertegerüst? Wo ist die FDP, wenn man sie mal braucht? Um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, opfert selbst sie die Freiheit der Familien und stimmt in den Chor mit ein. Das freiheitliche Bürgertum, die Querdenker, die Gegen-den-Strom-Schwimmer, wir werden sie nicht mehr haben, wenn wir zulassen, dass unsere Kinder nach zwölf Monaten in Gruppen nach DIN-Norm großgezogen werden. Da fabulieren alle davon, dass es ja laut afrikanischem Sprichwort „ein ganzes Dorf brauche“ – also wieder ein Kollektiv – um ein Kind großzuziehen. Ich sage Ihnen: Wir brauchen mehr gallische Dörfer. Jede Familie ein Widerstandsnest gegen das Kollektiv. Aufrechte Bürger. „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor allem ein Schaf sein“ so hat Albert Einstein es einst formuliert. Wir brauchen dazwischen also wenigstens mal ein paar schwarze Schafe, und das im besten Sinne.
Vielen Dank, Frau Kelle.
Ergänzung 3.9.2013:
http://www.kath.net/news/42641 Birgit Kelle über Ehe, Familie und Politik (1.9.):
Vortrag in Augsburg: Der Staat vernachlässigt die Familien, deshalb muss er andernorts Strukturen schaffen, die wir bezahlen. „Unterstützt doch einfach mal die ganz normale Familie, das käme für alle viel billiger!“ Von Barbara Wenz.
Ein weiterer sehr gut besuchter Vortrag beim diesjährigen Kongress „Freude am Glauben“ des Forums Deutscher Katholiken war derjenige der bekannten und beliebten Journalistin Birgit Kelle, deren frische Art, neu über die Themen Ehe und Familie nachzudenken, bereits zum Einstieg ihrer Rede für Fröhlichkeit und viel Beifall sorgte. Ihr neues Buch gegen den Gleichheitswahn „Dann mach doch die Bluse zu“ könnte ein Bestseller werden.
Man habe ihr im Rahmen eines Zeitungsinterviews die Frage gestellt, warum sie überhaupt zum Kongress „Freude am Glauben“ fahren würde, der doch christlich sei und noch dazu sogar katholisch!“ Ans Publikum gewendet rief Kelle aus:
„Ich bin hier, weil ich mir sicher bin, dass Sie keinen Stuhlkreis brauchen, um zu entscheiden, ob Sie Mann oder Frau sind! Weil Sie davon überzeugt sind, dass die Ehe zwischen Mann und Frau das erfolgreichste Familienmodell ist, das die Menschheit kennt! Und weil Sie wissen, dass jedes Kind ein echtes Geschenk Gottes ist!“
Das Thema Ehe und Familie werde, so Kelle, zum immer schwierigeren Thema in Deutschland. Wir seien ein Volk von Alleinerziehenden, Singles und Patchworkfamilien. „Aber die Fakten sagen, dass über 80 Prozent aller Kinder bei ihren verheirateten Eltern aufwachsen – wir sind die Mehrheit in diesem Land, und nur weil die Berichterstattung anders ist, heißt das nicht, dass wir nicht mehr existieren!“
Die Mehrheit lebe genau dieses Modell, es sei nicht traditionell oder rückständig, sondern vielmehr die Normalität. Demzufolge wäre davon auszugehen, dass die traditionelle Ehe und Familie oberste Priorität in der Familienpolitik innehaben solle – es scheint aber so, als sei gerade das Gegenteil der Fall: als gälte es das Modell zu überwinden. „Wir sind der Politik ein großer Dorn im Auge, so fühle ich mich jedenfalls!“ Kelle fragt sich: “Wie kommt das eigentlich? Warum werden ich und meine Familie nicht wahrgenommen? Wo sind die Ursachen des Problems?“
Nach einer Allensbach-Umfrage definieren 96 Prozent der Bevölkerung Familie als die Gemeinschaft von Vater, Mutter und Kind. Wenn man jedoch in die Wahlprogramme schaut, findet man ganz erstaunliche Sachen. Für die CDU ist Familie, wo „Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft Verantwortung übernehmen“ – das stehe zumindest noch auf dem Papier, denn leider sei es nachher nicht das, was in der Tagespolitik umgesetzt werde.
Für die SPD seien Begriffe wie „Kinder oder Eltern“ nicht mehr notwendig. Familie meint hier „alle Menschen, die dauerhaft Verantwortung füreinander übernehmen“. Selbst lebenslange Sicherheitsverwahrung fiele bei dieser Definition, so Frau Kelle schmunzelnd, für die SPD noch unter den Familienbegriff.
Für die Partei „Die Linke“ sei „Familie da, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, egal welcher sexuellen Orientierung, füreinander da sind.“ In dieser Formel ist nicht einmal von „Dauer“ die Rede – damit könne jede Studenten-WG Familienstatus beantragen. Außerdem verspreche die Linke keine staatliche Subventionierung des „überholten Familienmodells mit dem Mann als Ernährer und der Frau als Zuverdienerin!“ Damit seien sie nicht wählbar, konstatiert die mehrfache Mutter nüchtern, was mit Applaus quittiert wird.
Bei den Grünen sei „Familie dort, wo Kinder sind“. Dazu wäre zu sagen, dass auch in den Slums von Indien Kinder lebten, auch wenn dort beklagenswert wenig von Familie zu spüren sei.
Die FDP schütze laut ihrem Programm in besonderem Umfang vielfältige Lebensformen und -entwürfe und damit ein „angstfreies Anderssein“… Familie werde also reduziert auf das, was sich ganz doll nach Familie anfühlt.
Wenn man sich diese Definitionen anschaue, stelle man fest, dass es demnach gar nicht mehr möglich ist, ein Familienmodell gemäß Artikel 6 des Grundgesetzes zu fördern. Es gelte nur noch das Prinzip Gießkanne, denn es gebe ja keinen Grund mehr, irgendjemanden aus irgendeinem besonderen Grund zu fördern: Wenn die Ehe für alle freigegeben ist, könne auch die Ehe zwischen Mann und Frau auch nicht mehr gefördert werden.
Der Fehler liege darin, dass die politischen Parteien glaubten, sie könnten die Ehe auf irgendeine Art und Weise definieren. Der Staat könne jedoch nur die Ehe schützen und fördern, aber nicht stiften und auch nicht definieren, weil die Ehe ein vorstaatliches Gebilde sei: die Grundkernkonstellation unserer Gesellschaft, die Konstellation, die Kinder hervorbringt und die Stabilität unserer Gesellschaft gewährleistet.
Es sei auch keine Diskriminierung, dass wir darauf beharren zu sagen, Familie bestehe aus Vater, Mutter, Kind, weil es nun einmal die Auffassung der Mehrheit ist. „Ehe und Familie stehen bei den jungen Menschen als Idealvorstellung ganz hoch im Kurs. Wir schaffen ja auch nicht unser Rechtssystem ab, nur weil es Rechtsbrecher gibt, die daran scheitern, wir halten ja trotzdem an unseren Idealen fest!“
An dieser Stelle gab es wieder kräftigen Applaus für Birgit Kelle, die nun zu einem neuen Themenfaden überging: das Problem des demografischen Wandels und des daraus resultierenden Fachkräftemangels, das die Politik nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa beschäftigte.
Beide Probleme solle nun die Frau lösen. Die Politik kämpfe um die Frauen zwischen 20 und 40, die sowohl Kinder bekommen als auch den Fachkräftemangel beseitigen sollen. Deshalb haben wir, so Kelle in ihren Erläuterungen, die Krippenpolitik im Land. Im Kreislauf erwerbstätiger Menschen störten aus dieser Sicht Kinder nur noch, denn sie bänden ihre Mütter ans Haus.
Und so komme es dazu, aus dem direkten Umfeld und aus der Politik sowieso, dass man als Frau in eine Rechtfertigungsposition gestellt werde, wenn man sagt, man möchte gerne zu Hause bleiben. Dafür müsse man sich heute entschuldigen. Jedoch wollte noch bräuchte die Mehrheit von 65 Prozent der Frauen gar keinen Krippenplatz, weshalb Krippenpolitik eine Minderheitenpolitik hierzulande sei.
Zum Argument, es sei kein Geld für die Mütter da: dann könne man als Politiker aber auch nicht sagen, ich gebe das ganze Geld aus, das für Familien zur Verfügung steht, um Krippenplätze zu bauen. Wenn man wisse, dass jeder Krippenplatz 1200 Euro pro Kind im Monat kostet, ich aber sage, ich brauche den Platz nicht, ich möchte euer Angebot nicht wahrnehmen, dann bekomme ich 150 Euro pro Kind! „Es geht hier nicht um Abschaffen des Betreuungsgeldes, sondern um das Aufstocken! Wir sollten mal über 500 Euro pro Kind reden, dann sind wir auf Augenhöhe!“
Der Staat habe schließlich nie gesagt: „Hier, wir haben die Summe, wie möchtet ihr sie denn einsetzen? Krippe, zu Hause erziehen, die Oma – sondern er hat gesagt: Nimm den Krippenplatz oder du bekommst einfach gar nichts!“ Dies habe nichts mit Gerechtigkeit zu tun. „Das regt mich auf! Weil die Politik mich so behandelt, als sei es mein persönlicher Luxus, mal eben vier Kinder großzuziehen!“ Auch an dieser Stelle wurde Birgit Kelle wieder durch Applaus unterbrochen.
Für Themen wie Gender Mainstreaming sei genügend Geld vorhanden. Viel Geld werde hier für eine sinnlose Ideologie ausgegeben, die mit der Realität überhaupt nichts zu tun habe, statt dass wir einfach akzeptierten, dass Mann und Frau nun einmal unterschiedlich sind! Es gebe über einhundert Lehrstühle für Gender Mainstreaming, wo man sich fragen müsse, was die eigentlich täten und wie viele Milliarden dies koste! Wenn man dieses Geld nähme, um es den Familien zur Verfügung zu stellen, käme es auch endlich einmal da an, wo es wirklich gebraucht wird!
Viele Familien kämen nicht mehr über die Runden. Der Staat vernachlässige die Familien, die da sind, deshalb müsse er dann andernorts neue Strukturen schaffen, die wir von unserem Geld bezahlen sollten. Die Frage laute, so Kelle: „Warum unterstützen wir nicht gleich das Original?“ Es gebe genug neue Programme wie etwa “Mehr Männer in Kitas“, Mehrgenerationenhäuser usw. „Unterstützt doch einfach mal die ganz normale Familie, das käme für alle viel billiger!“
Jedes Kind, erläuterte Birgit Kelle weiter, bedeute für den Staat einen Gewinn von 50.000 Euro, wohlgemerkt, einen Gewinn nach sämtlichen Abzügen. Der Staat wisse, dass er von den herkömmlichen Familien profitiere. Und deshalb, so Kelle, sei es endlich an der Zeit, Forderungen zu stellen. „Wir müssen uns alle einfach mal zu Wort melden! Wenn alle Familien endlich auf die Barrikaden gingen, könnte nicht so weitergemacht werden wir bisher, wo am Schluss immer die die Dummen sind, die die nächsten Generationen großziehen!“
Das Rentensystem, bemerkte Kelle abschließend, sei eine einzige Schande: Jeder, der in Deutschland Kinder großzöge, werde am Schluss dafür bestraft. Vor allem aber müsse endlich aufhören, dass Politiker auch noch die Frauen, die zu Hause bleiben wollen als „vergeudetes Potential“ oder als „Heimchen am Herd“ bezeichnen dürften. Dies sei schlicht Sexismus.
Und von diesem hatte sie, das war deutlich zu merken, als Frau und vierfache Mutter endgültig genug. „Wir holen uns diese Gesellschaft wieder zurück!“ lautete folgerichtig der Schlusssatz von Kelles fulminanter Rede. …
Eine Frau, die zu freizügig auftritt, muss sich nicht wundern, dass sie angemacht wird, findet die streitbare Buchautorin Birgit Kelle. Die vierfache Mutter erklärt im FOCUS-Online-Interview, warum sie den Feminismus für Heuchelei hält – und der Staat die „falschen“ Frauen fördert. …
Ergänzung 5.9.2013:
Ein weiteres Interview:
Birgit Kelle: http://www.freiewelt.net/interview/gegen-den-einheitsbrei-in-sachen-frauen-und-familienpolitik-10009076/ ( 3.9.)
Ergänzung 6.9.2013:
http://www.kath.net/news/42687 ‚Ich bin es leid, mich zu entschuldigen!‘ (5.9.):
„Die Kriegerinnen an der Feminismus-Front strafen jeden ab, der nicht mitzieht bei der Befreiung der Frau“ – Leseprobe 1 aus Birgit Kelles neuem Buch „Dann mach doch die Bluse zu. Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“ …
Ergänzung:
Interview:
http://www.welt.de/vermischtes/article119672277/Hausfrauen-duerfen-oeffentlich-beleidigt-werden.html (4.9.):
Frauen, die zu Hause bleiben und ihre Kinder großziehen, werden deshalb in der Regel als „Heimchen am Herd“ abgestempelt, kritisiert Autorin Birgit Kelle. Dies sei der „wahre Sexismus unserer Zeit“.
Birgit Kelle ist Hausfrau und Mutter, und sie hat es richtig satt, sich dafür rechtfertigen zu müssen. Jetzt hat sie ein Buch geschrieben, in dem sie ihren Lebensentwurf verteidigt. Und kaum ist es erschienen, muss sie sich schon wieder rechtfertigen. …
Ergänzung 8.9.2013:
http://diepresse.com/home/leben/mensch/1449993/Hausfrauen-hoert-auf-euch-zu-entschuldigen (7.9.):
Die Deutsche Birgit Kelle ist Ende dreißig, hat vier Kinder, einen klugen Kopf und ein gutes Mundwerk. Damit bringt sie frischen Wind in deutschsprachige Feminismusdebatten, jetzt auch mit einem Buch.
… Birgit Kelle berichtet von einer Debatte mit der Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, die ihr vorwarf, „ich sei gar nicht frei, selbst zu entscheiden, ich sei gefangen in einer Illusion. Folgt man ihrer Argumentation, dann bin ich als freiwillige Hausfrau und Mutter eine Art Geisel mit ,Stockholm-Syndrom‘“, die mit ihrem Peiniger (dem Ehemann, dem System) kollaboriere.
Das erinnert an das herrliche Gespräch zwischen dem norwegischen Komiker Harald Eia und einer Genderforscherin in Eias viel beachteter Reportage „Gehirnwäsche“. Nachdem Eia die Dame mit Studien konfrontiert hat, die zeigen, wie unterschiedlich Buben und Mädchen sich vom Babyalter an etwa gegenüber Spielzeug verhalten, fragt er sie, ob dieses Material ihre Sichtweise ändere. Aber nein, antwortet sie, „nein. Ich habe eine theoretische Basis, so könnte man es sagen. Und darin ist kein Platz für Biologie.“ …
Ergänzung 9.9.2013:
http://www.kath.net/news/42688 Ich fand mich plötzlich in der ‚Heimchen am Herd‘-Ecke wieder (7.9.):
„Es machte mich wütend, es brachte mich in Rage, ich konnte es einfach nicht für mich behalten.“ – Leseprobe 2 aus Birgit Kelles neuem Buch „Dann mach doch die Bluse zu. Ein Aufschrei gegen den Gleichheitswahn“ …
Ergänzung:
Anni Mursula (JF): Dumme, faule Hausfrauen (8.9.):
Wer zu Hause bleibt und sich um seine Kinder kümmert, ist der Dumme. Das ist das wahre Ergebnis der ganzen Diskussion um Frauenquote, Krippenplätze und Gleichstellung von Mann und Frau. Und genau darauf weist Birgit Kelle in ihrem neuen Buch „Dann mach doch die Bluse zu“ hin.
Ergänzung 10.9.2013:
Felix Honekamp: http://www.freiewelt.net/birgit-kelle-ist-wutend-10009875/ (10.9.)
Ergänzung:
Birgit Kelle, einmal optisch-akustisch:
http://www.youtube.com/watch?v=8ksfBB9NDNs (28.8. 3 min)
“Wir brauchen mehr gallische Dörfer. Jede Familie ein Widerstandsnest gegen das Kollektiv.” :
Große Klappe, nichts dahinter.
Frau Kelle vergißt völlig, daß uns der – ausschlaggebende – „Zaubertrank“ fehlt.
Und wir haben keinen Miraculix (mehr), der ihn uns brauen könnte.
Das Know-How ist verloren gegangen.
Miraculix wurde hier von den Römern ausgerottet.
Seitdem sind die früheren Bestände an „Zaubertrank“ verständlicherweise ständig geschrumpft.
Viele von uns haben schon seit etlichen Generationen keinen mehr.
Einige ganz wenige verfügen noch über Reste davon.
Aber das Rezept kennen sie auch nicht.
Eine „Handvoll“ Menschen weltweit kennt noch das Rezept – aber diese Menschen werden von der Mehrheit für Spinner gehalten.
„Entfremdet“ nennt man das wohl…