Papst Franziskus — Arrangement mit dem Zeitgeist?

KNA: Papst äußert sich wieder zu Homosexualität   (19.9.):

Papst Franziskus hat sich erneut gegen eine moralische Verurteilung von Homosexuellen in der Kirche gewandt. Die Morallehre der Kirche sei hinreichend bekannt, wichtig sei die Glaubensverkündigung.

Papst Franziskus hat sich gegen eine moralische Verurteilung von Homosexuellen in der katholischen Kirche gewandt. In seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires habe er Briefe von Homosexuellen bekommen, die sich von der Kirche verurteilt fühlten, sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview: „Aber das will die Kirche nicht“, so Franziskus. Es dürfe keine „spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben“.

Die Religion habe zwar das Recht, „die eigene Überzeugung im Dienst am Menschen auszudrücken“; Gott habe die Menschen in der Schöpfung jedoch „frei“ gemacht, sagte Franziskus in dem Gespräch, das die deutsche Jesuiten-Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ veröffentlichte. Das Interview führte der Chefredakteur der italienischen Zeitschrift des Ordens „Civiltà Cattolica“, Antonio Spadaro. Es wurde in mehreren Publikationsorganen des Ordens veröffentlicht. Franziskus ist selbst Jesuit.

Zugleich bekräftigte der Papst seine Treue zur Morallehre der katholischen Kirche: Ihre Ansichten seien hinreichend bekannt, „und ich bin ein Sohn der Kirche“, sagte er. Man müsse „nicht endlos davon sprechen“. Franziskus warnte vor einer einseitigen Fixierung auf moralische Fragen: „Wir können uns nicht nur mit der Frage um Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit Verhütungsmethoden.“ Die katholische Kirche müsse sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren; dies sei die Glaubensverkündigung.

Diese müsse in ein „neues Gleichgewicht“ mit den Äußerungen zu moralischen Fragen gebracht werden. Andernfalls falle auch „das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammen“. Wenn man aber über diese Themen spreche, dann müsse stets der Kontext berücksichtigt werden.

http://www.kath.net/news/42933  Papst Franziskus: Ich bin ein Sünder!  (19.9.):

Jesuitenzeitschrift Civilta‘ Cattolica veröffentlicht umfassendes Interview mit Papst Franziskus

… „Wir müssen das Evangelium auf allen Straßen verkünden, die frohe Nachricht vom Reich Gottes verkünden und – auch mit unserer Verkündigung – jede Form der Krankheit und Wunde pflegen. In Buenos Aires habe ich Briefe von homosexuellen Personen erhalten, die ‚soziale Wunden‘ sind, denn sie fühlten sich immer von der Kirche verurteilt. Aber das will die Kirche nicht. Auf dem Rückflug von Rio de Janeiro habe ich gesagt, wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt. Ich habe das gesagt, was der Katechismus erklärt. Die Religion hat das Recht, die eigene Überzeugung im Dienst am Menschen auszudrücken, aber Gott hat sie in der Schöpfung frei gemacht: Es darf keine spirituelle Einmischung in das persönliche Leben geben. Einmal hat mich jemand provozierend gefragt, ob ich Homosexualität billige. Ich habe ihm mit einer anderen Frage geantwortet: ‚Sag mir: Wenn Gott eine homosexuelle Person sieht, schaut er die Tatsache mit Liebe an oder verurteilt er sie und weist sie zurück?‘ Man muss immer die Person anschauen. Wir treten hier in das Geheimnis der Person ein. Gott begleitet die Menschen durch das Leben und wir müssen sie begleiten und ausgehen von ihrer Situation. Wir müssen sie mit Barmherzigkeit begleiten. Wenn das geschieht, gibt der heilige Geist dem Priester ein, das Richtige zu sagen.“

„Das ist auch die Größe des Beichtvaters: jeden Fall für sich zu bewerten, unterscheiden zu können, was das Richtige für einen Menschen ist, der Gott und seine Gnade sucht. Der Beichtstuhl ist kein Folterinstrument, sondern der Ort der Barmherzigkeit, in dem der Herr uns anregt, das Bestmögliche zu tun. Ich denke auch an die Situation einer Frau, deren Ehe gescheitert ist, in der sie auch abgetrieben hat. Jetzt ist sie wieder verheiratet, ist zufrieden und hat fünf Kinder. Die Abtreibung belastet sie und sie bereut wirklich. Sie will als Christin weiter gehen. Was macht der Beichtvater?“

„Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit der Verhütungsmethoden. Das geht nicht. Ich habe nicht viel über diese Sachen gesprochen. Das wurde mir vorgeworfen. Aber wenn man davon spricht, muss man den Kontext beachten. Man kennt ja übrigens die Ansichten der Kirche, und ich bin ein Sohn der Kirche. Aber man muss nicht endlos davon sprechen.“ …

Giuseppe Nardi: http://katholisches.info/2013/09/20/und-er-weinte-ueber-seinen-papst-papst-franziskus-schweigt-zu-abtreibung-und-homosexualitaet-und-findet-das-gut-so/:

(Rom) Am späten Donnerstag abend rief mich noch ein befreundeter Lebensrechtler an. Er wollte wissen, ob ich schon „das neue Papst-Interview“ gelesen hätte. Nein, hatte ich nicht. Ich hatte den Abend in der Oper verbracht und mir einen entspannenden musikalischen Genuß gegönnt. Die Freude darüber sollte schnell verfliegen. Mein Freund war außer sich.

Die renommierte Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica hatte ein ausführliches Interview mit Papst Franziskus veröffentlicht. Erste Details davon waren bekannt geworden. Der Papst nimmt „zu allen heißen Eisen“ Stellung, lautete eine Schlagzeile. Nein, die Wirklichkeit ist, daß Papst Franziskus zu den wirklich heißen Eisen schweigt. Und das auch noch gut findet.

Papst Franziskus: „Man muß nicht endlos davon sprechen“ – und deshalb redet er gleich gar nicht davon

Der Papst sagte im Interview:

„Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit der Verhütungsmethoden. Das geht nicht. Ich habe nicht viel über diese Sachen gesprochen. Das wurde mir vorgeworfen. Aber wenn man davon spricht, muss man den Kontext beachten. Man kennt ja übrigens die Ansichten der Kirche, und ich bin ein Sohn der Kirche. Aber man muss nicht endlos davon sprechen.“

„Das ist furchtbar“, stammelte der Lebensrechtler ins Telefon. „Es ist einfach nur furchtbar“. „Dieser Papst“, habe sich schon bisher um das Thema Lebensrecht herumgedrückt. Das ist tatsächlich schon vielen aufgefallen. Jüngst erst übte Bischof Thomas Tobin von Rhode Island in den USA Kritik daran. Auch ich fragte mich, wie genau das zu deuten sei. Viele Katholiken, auch mein Freund, – ich gebe zu, auch ich – hofften, daß er doch bald klare Worte für den Schutz ungeborener Kinder finden würde. Jedes halbherzige Papstwort und jede halbherzige Papstgeste wurde in manchen Lebensrechtskreisen ausgelegt, als würde Papst Franziskus dieselbe Linie vertreten wie Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Das ist sehr verständlich. Tut er das aber wirklich? Die Zweifel blieben.

„Nun wissen wir es: Er hat ganz bewußt geschwiegen und er wird auch weiterhin schweigen“, so mein enttäuschter Freund.

„Nicht endlos darüber reden“? – Wer redet denn überhaupt noch darüber?

„‘Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen‘, sagt der Papst. Aber die meisten Bischöfe und Priester schweigen doch. Oder sie tun es höchstens halbherzig als Pflichtübung und natürlich noch vor uns Lebensschützern, weil wir das hören wollen.“

Und weiter: „Erst gestern las ich, daß der Papst für den ‚tatkräftigen Einsatz für den Schutz des Lebens in Deutschland‘ danke. Und daß der Papst zum Marsch für das Leben 2013 am Samstag in Berlin eine Grußbotschaft geschrieben hat.“

Mein Freund las mir vor, was darin steht: „Gerne verbindet sich Seine Heiligkeit mit den Teilnehmern am Marsch für das Leben im Gebet und bittet Gott, alle Bemühungen zur Förderung des uneingeschränkten Schutzes des menschlichen Lebens in allen seinen Phasen mit seinem Segen zu begleiten.“

Standardbotschaft für Marsch für das Leben in Berlin – Wirkliche Botschaft des Papstes lautet aber anders

Eine Weile hörte ich nichts am anderen Ende der Leitung. Dann sagte mein Freund: „Das paßt doch alles nicht zusammen. Diese sogenannte Grußbotschaft des Papstes, stammt doch gar nicht vom Papst. Oder etwa nicht?“ Ich konnte nicht widersprechen. Die Formulierung ist typisch für irgendein Büro des Staatssekretariats. Persönliche Botschaft des Papstes ist es keine.

„Was der Papst wirklich denkt, das hat er in diesem Interview gesagt“, so mein Freund. „Das ist seine wirkliche Botschaft an uns, die wir am Samstag in Berlin gegen das Unrecht der Abtreibung demonstrieren und für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder. Das ist seine wirkliche Botschaft an die Welt. Und diese Botschaft ist eine Katastrophe. Sie sagt: Hört doch auf über Abtreibung zu reden, man kann sich ja ‚nicht nur‘ damit befassen und man muß ja ‚nicht endlos‘ darüber reden.“

„Das ist doch heller Wahnsinn!? Wer redet denn überhaupt noch über dieses Unrecht? Es sind doch nur mehr ganz wenige. Es ist doch zum großen Tabu unserer Zeit geworden, über das man nicht mehr redet. Und nun sagt der Papst den wenigen, die noch darüber reden, sie sollen doch endlich aufhören damit.“

Abtreibung ist himmelschreiendes Unrecht – Will Papst Franziskus das Tabu zementieren, statt es zu enttabuisieren?

„Jedes Jahr werden allein im deutschen Sprachraum mehr als 150.000 Kinder umgebracht, wahrscheinlich sogar noch wesentlich mehr. Aber das ist doch egal. ‚Man muß ja nicht immer davon reden‘. Das sagt uns der Papst. Unser Papst. Der Papst sagt, daß dieses himmelschreiende Unrecht des Kindermordes letztlich doch nicht so wichtig ist. Es gibt ‚Wichtigeres‘. Die Lehre der Kirche ist ja bekannt zu Abtreibung und Homosexualität. Aber aussprechen tut sie dieser Papst nie. Warum?“

Wieder Schweigen am anderen Ende der Leitung: „Sehe ich das vielleicht falsch? Der Papst sagt nicht wörtlich, daß ihm der millionenfache Kindermord egal ist, aber das ist doch letztlich die Aussage. Die Kirche soll sich anderen Themen zuwenden, der Kindermord ist nicht so wichtig. Sagt er nicht das?“

Massenphänomen Abtreibung auf pastorale Frage reduzieren?

Wieder konnte ich nicht widersprechen. Ich hatte mir während des Telefongesprächs im Internet das Originalinterview angeschaut. Mein Freund hatte recht. Der Papst sagt der Weltöffentlichkeit, die Abtreibung, er spricht nie von ungeborenen Kindern und nie von deren Tötung, sei falsch, aber nicht so wichtig. Und er sagt, man dürfe nicht verurteilen, denn jede Abtreibung erfolge in einem bestimmten „Kontext“. Das Massenphänomen wird damit – ganz individualistisch – in unzählige Einzelfälle zerlegt und damit gesagt, daß man keine allgemeingültige Aussage, sprich Verurteilung aussprechen könne. Das ist die Linie, auf der sich die Bischöfe bei uns mit der Politik arrangiert haben. Man redet nicht viel über das Unrecht. Man ist natürlich gegen die Abtreibung, aber das Gesetz wird nicht angerührt. Was aber ist aus dem katholischen Grundsatz geworden: fortiter in re suaviter in modo. Entschlossen gegen die Sünde, aber milde gegen den Sünder? Löst sich alles in einem Vorrang der Pastoral auf? Nur mehr individuelle Betreuung des Sünders, aber keine Nennung mehr der Sünde?

Wenn sich schon jemand für den Lebensschutz einsetzen will, dann soll er – ohne zu verurteilen und ohne die Dinge wirklich beim Namen zu nennen, Frauen versuchen von der Abtreibung abzuhalten. Aber auch das nur in einem immer eingeschränkteren Rahmen. In unseren Städten wird die Gehsteigberatung eingeschränkt. Einrichtungen, die sich wirklich und bedingungslos für das Leben einsetzen, sind von jeder öffentlichen Finanzierung ausgeschlossen.

80jähriger Lebensschützer verurteilt: Papst Franziskus hat ihn nicht angerufen, nicht Mut gemacht, sich nicht solidarisiert

In Frankreich wurde erst vor kurzem ein über 80jähriger Lebensrechtler zu Gefängnis und Psychotherapie verurteilt, weil er abtreibungsentschlossenen Frauen ein Paar Baby-Schuhe schenkte. Der Papst rief den Lebensschützer nicht an, machte ihm nicht Mut, zeigte sich nicht solidarisch. Letztlich sagt er ihm: Selber schuld.

Wie schrieb Franziskus dem Atheisten Eugenio Scalfari erst vor wenigen Tagen? „Nur wer gegen sein Gewissen handelt, sündigt.“ Das ist kein Ringen um das Seelenheil eines Atheisten, das ist ein Persilschein. Der Papst peilt mit seinen Worten und Gesten zielstrebig – nun weiß man, daß er es ganz bewußt tut – den gesellschaftlichen Konsens an. Was im Bereich des allgemeinen Konsenses liegt, das bekräftigt auch der Papst. Damit findet er Beifall oder tut niemandem weh. Über das andere schweigt er.

Papst Franziskus bringt frommen, glaubensstarken Mann zum Weinen

Plötzlich hörte ich diesen Mann von der Sanftmut eines Kindes, aber der Standhaftigkeit eines Bären, den Freund, der so vielen Frauen geholfen hat, daß sie sich von falschen Gesetzen, die das Morden an unschuldigen Kindern erlauben, nicht zum Unrecht hinreißen ließen. Daß sie trotz allem Ja sagen konnten zu ihrem Kind und zum Leben. Wie viele Frauen sind ihm dafür dankbar. Und wie vielen Frauen hat er schon geholfen, die sich zur „einfachen“ Lösung verführen haben lassen, die ihnen verantwortungslose Politiker per Gesetz hingeworfen haben, die aber früher oder später nicht mehr damit zurechtkamen. Nun hörten ich diesen Mann, der mir in vielen entscheidenden Momenten durch seinen unerschütterlichen, kindlichen Glauben ein Vorbild war, am anderen Ende des Telefons weinen. Er weinte über den Papst. Er weinte über seinen Papst, meinen Papst.

Ich war im ersten Augenblick peinlich berührt und sagte gar nichts. Ich wußte nicht, was ich sagen hätte sollen. Und dann war mir plötzlich selbst zum Weinen zumute. Dieser Papst hat wirklich getan, was schon seit seiner Wahl in der Luft lag, was viele befürchtet haben: Er hat den Rubikon überschritten.

Sucht Papst – wie viele Bischöfe und Kirchenfunktionäre – billiges Arrangement mit Abtreibungs-Konsens?

Jede Zeit hat ihre großen Herausforderungen. Eine der größten unserer Zeit ist das himmelschreiende Unrecht des Kindermordes. Ein wahrer Holocaust des individuellen Egoismus. Ausdruck des Zeitgeistes und daher wirkliches, aber schreckliches Zeichen unserer Zeit. Die aber müßte die Kirche erkennen. Doch sie tut es nicht. Die meisten Bischöfe im deutschen Sprachraum haben sich längst mit dem dominanten Zeitgeist arrangiert. Die christdemokratischen Parteien ob CDU, ÖVP oder CVP sagen den Bischöfen, daß über die Abtreibungsgesetzgebung nicht diskutiert werde. Und die Bischöfe fügen sich. Sie wollen ja „gesellschaftsfähig“ bleiben, nicht zu sehr aus der Reihe tanzen. Das ist schon seit Jahrzehnten so bei uns. Aber bisher hatten wir Katholiken den Papst in Rom, der klare Worte fand.

Paul VI. schenkte der Kirche die prophetische Enzyklika Humanae vitae. Nicht von ungefähr haben ihm die Bischöfe des ganzen deutschen Sprachraums die Gefolgschaft verweigert. Der Applaus der Welt war ihnen wichtiger. Das war der entscheidende Bruch, der bis heute nicht rückgängig gemacht wurde.

Papst Johannes Paul II. nannte das Morden des „modernen“, selbstbestimmten, triebgelenkten und konsumorientierten Menschen beim Namen und sprach von der „Kultur des Todes“. Ihr setzte er entschlossen eine „Kultur des Lebens“ entgegen. Wie halbherzig ist ihm die Kirche bei uns darin gefolgt. Wie viele haben ihn boykottiert und gegen ihn gearbeitet. Wie oft ist sogar von katholischen SeelsorgerInnen zu hören, daß eine Frau „gut getan“ hat, ihr Kind „in dieser Situation“ zu töten? Die Engel im Himmel müssen jedes Mal vor Entsetzen aufschreien, über einen solchen Frevel.

Und Benedikt XVI., der noch am 1. Januar 2013 in seiner Botschaft zum Tag des Friedens die so kräftige Aussage machte, daß „Abtreibung und Homo-Ehe“ den Frieden zerstören.

Wann hat Papst Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires das letzte Mal eindeutig das Lebensrecht ungeborener Kinder verteidigt?

Da setzte mein Freund wieder ein: „Und jetzt? Jetzt haben wir einen Papst in Rom, der sich mit dem Zeitgeist arrangiert. Abtreibung? Nicht schon wieder! Immer diese Abtreibung. Hört doch endlich auf. Merkt ihr denn nicht, daß wir die einzigen sind, die da etwas auszusetzen haben. Ja, es ist nicht Recht, aber es ist doch nicht so wichtig. ‚Man muß ja nicht immer davon reden‘, sagt der Papst. Wann hat er denn bisher in seinem Pontifikat wirklich klar dazu Stellung genommen? Wann hat er das als Erzbischof von Buenos Aires das letzte Mal getan?“

„Dieser Papst redet mehr als jeder andere Papst vor ihm. Er überflutet die Welt mit seinen Worten. Jeden Morgen neue ‚Perlen‘, und viele Wiederholungen. Und trotz dieser vielen Worte findet er keine Zeit, auch einmal klar und unmißverständlich gegen das größte Verbrechen unserer Zeit Stellung zu nehmen und jene kleine Schar zu stärken und zu ermutigen, die unter teils großen Opfern die ungeborenen Kinder verteidigt? Die Standardgrußworte an den Marsch für das Leben in Berlin aus irgendeinem Büro, das ist doch nur, um uns Deppen von Lebensschützern zufriedenzustellen. Aber wirklich ernst ist dem Papst nicht damit. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, daß sie in seinem Namen verschickt wurden. Er will sich mit der Welt arrangieren, wie die meisten unserer Bischöfe.“

Kulturkampf „Homo-Ehe“: Papst Franziskus hat Millionen Franzosen im Regen stehen lassen

„Und beim Thema Homosexualität, die von der Bibel als Greuel bezeichnet wird, schweigt der Papst genauso. Dabei findet zu diesem Thema der derzeit härteste Kulturkampf statt. Millionen Franzosen haben im Frühjahr gegen die Einführung der Homo-Ehe gekämpft. Der Kampf ging von aufrechten Katholiken aus. Hat sie Papst Franziskus unterstützt? Nein. Mit keinem Wort. Er hat sie im Regen stehen gelassen. Ganz allein. So handelt kein guter Hirte.“

Es folgte ein langes Schweigen, in dem mein Freund nichts sagte und ich nichts sagte. Es lag Trauer und Leid in der Luft, aber auch Zorn. Aber es herrschte nur Schweigen.

Schließlich sagte mein Freund, der über seinen Papst weint: „Ich bete seit Jahren für den Papst. Jeden Tag. Ich habe für Johannes Paul II. gebetet. Ich habe für Benedikt XVI. gebetet. Und ich bete für Papst Franziskus und werde das auch weiterhin für ihn tun. Und ich werde ihn verteidigen, in allem was er wirklich Katholisches tut. Aber ich werde in Zukunft jeden Tag auch dafür beten, daß uns der allmächtige und dreieinige Gott bald einen neuen Papst schenken möge.“

Abtreibung Symptom einer Krankheit – Kein Segen, deshalb sterben unsere Völker

Ich schwieg. Aber hatte dieser fromme Mann Unrecht? Ist der Kindermord nicht symptomatisch für unsere Zeit. Ist es nicht dieses himmelschreiende Unrecht, ist es nicht das Schreien der getöteten Kinder, das zu Gott dringt, das unsere Völker des Segens beraubt. Ist es nicht deshalb, daß unsere Völker und damit unsere Kultur keine Zukunft haben und sterben? Und sterbende Völker haben keine Zukunft. Mit allen damit zusammenhängenden Folgen.

Der Kindermord steht am Anfang von allem. Wird dieses segenzerstörende Verbrechen nicht beendet, wird sich auch sonst nichts zum Besseren wenden lassen. Wer um die geistliche Dimension des menschlichen Handelns weiß, kann das ignorieren, widersprechen kann er kaum. 50,000.000 getötete Kinder, 50,000.000 zerschundene, schuldig gewordene Frauen, 50 Millionen schuldig gewordene Männer, Ärzte und Helfershelfer. Das ist ein Schlachtfeld der Seelen apokalyptischen Ausmaßes. Doch den Papst kümmert es nicht wirklich. Was aber kümmert ihn dann?

„Papst Franziskus irrt: Kirche ist kein Feldlazarett, sondern ein Narrenhaus“

Nach dem emotional so aufwühlenden Telefongespräch las ich noch einmal in Ruhe, was der Papst gesagt hatte. Das Schlüsselwort des gesamten Interviews, wie auch der Vatikanist Andrea Tornielli meint, ist das Bild von der Kirche als „Feldlazarett“. Ja, aber als Feldlazarett des eigenen Schlachtfeldes. Oder wie ein Kommentator zu Torniellis Anmerkung meinte: „Nein, Papst Franziskus irrt, die Kirche ist kein Feldlazarett, sie ist vielmehr ein Narrenhaus, und er versucht die Narren nicht zu bändigen, sondern zu animieren.“

Ergänzung:

http://www.kath.net/news/42943  Franziskus ruft zum verstärkten Schutz des ungeborenen Lebens auf  (20.9.):

Papst Franziskus: Ärzte müssen Kämpfer für das Leben bleiben: „Jedes ungeborene, doch ungerechterweise zur Abtreibung verurteilte Kind hat das Antlitz des Herrn!“. Die Aufmerksamkeit gegenüber dem Leben: Priorität des Lehramts der Kirche

Vatikanstadt (kath.net/KNA/red/as) Papst Franziskus hat Mediziner zum verstärkten Schutz des ungeborenen Lebens aufgerufen. „Jedes ungeborene, doch ungerechterweise zur Abtreibung verurteilte Kind hat das Antlitz des Herrn!“, sagte der Papst am Freitag bei einer Audienz für Frauenärzte der Internationalen Föderation katholischer Mediziner im Vatikan. Man könne sie «nicht einfach entsorgen». Gleiches gelte für Behinderte, Kranke und alte Menschen. Ärzte sollten für eine «Kultur des Lebens» einstehen, betonte Franziskus.

Es gebe die Gefahr, dass Ärzte ihre Identität als «Diener des Lebens» verlören, so Franziskus weiter. Er beklagte, dass Nützlichkeitsdenken und Wegwerfkultur auch die Medizin erfasst hätten, und kritisierte eine moralische «Orientierungslosigkeit» gegenüber dem Leben. Der Ungeist, der auch Menschen nach ihrem Nutzen und ihrem Preis bewerte, führe letztlich zu deren Vernichtung.

«Es gibt kein menschliches Leben, das mehr wert ist als das andere, wie es auch kein menschliches Leben gibt, das wichtiger ist als das andere», betonte Franziskus. Vor allem Gynäkologen hätten dabei eine besondere Mission für den Schutz der Ungeborenen.

Das erste Recht einer Person sei ihr Leben, so der Papst. Jeder sei aufgefordert, besonders im gebrechlichen Leben das Antlitz des Herrn zu erkennen, „der in seinem menschlichen Fleisch die Gleichgültigkeit und Einsamkeit erfahren hat, zu denen wir oft die Ärmsten verurteilen, sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Wohlstandsgesellschaften“.

Den Menschen eigne eine unveräußerliche Würde, so dass sie mehr wert seien als die Dinge und keinen Preis hätten: „Oft befinden wir uns in Situationen, in denen das, was am wenigsten kostet, das Leben ist. Aus diesem Grund ist die Aufmerksamkeit gegenüber dem menschlichen Leben in seiner Ganzheit in den letzten Zeiten zu einer richtiggehenden Priorität des Lehramts der Kirche geworden, besonders gegenüber dem am wenigsten verteidigten Menschen, das heißt dem Behinderten, dem Kranken, dem Ungeborenen, dem Kind, dem alten Menschen“.

Franziskus verwies auf die „paradoxe Situation“ des ärztlichen Berufs. Einerseits sei der Fortschritt in der Medizin dank der Arbeit der Wissenschaftler positiv festzustellen. Andererseits aber begegne man auch der Gefahr, dass der Arzt seine Identität als Diener des Lebens verliere. Die Orientierungslosigkeit habe so auch einen Bereich angegriffen, der unangreifbar schien: die Medizin, die bisweilen dazu verführt werde, das Leben nicht zu achten. Franziskus zitierte die Enzyklika „Caritas in veritate“ und erinnerte daran, dass die Offenheit für das Leben „Mittelpunkt der wahren Entwicklung ist“.

Die paradoxe Situation sei daran zu erkennen, dass man dem Menschen neue Rechte zuerkenne, die bisweilen angebliche Rechte seien, während gleichzeitig das Leben nicht immer als vorrangiger Wert und ursprüngliches Recht eines jeden Menschen geschützt werde.

Ergänzung 21.9.2013:

http://katholisches.info/2013/09/21/massimo-introvigne-ueber-die-strategie-von-papst-franziskus-er-hat-uns-vorgewarnt-lebensrecht-und-familie-stehen-nicht-im-mittelpunkt/

Ergänzung 24.9.2013:

Martin Lichtmesz: http://www.sezession.de/40951/paepste-predigerinnen-lebenschuetzer.html  (23.9.):

Via Spiegel Online wird mal wieder ein Rührstück über Papst Franziskus durch alle verfügbaren Kanäle gejagt, das so bizarr überspannt geraten ist, daß ich nun langsam wirklich wissen will, was für Gestalten das sind, die solche Prosa verfassen. …

Ergänzung 29.9.2013:

Gernot Facius (JF): Bewußt mißverstanden   (29.9.):

Papst Franziskus wird als „Revolutionär“ gefeiert, als „Reformator“, der einen „historischen Kurswechsel“ in der katholischen Sexualmoral eingeleitet habe. Doch von ihm eine Aufweichung dogmatischer Positionen zu erwarten, etwa in der Homosexuellenfrage, entspringt dem Wunschdenken von Mainstream-Journalisten. Tatsächlich handelt es sich um einen Fall selektiver Wahrnehmung. …

http://katholisches.info/2013/09/28/roberto-de-mattei-habe-starke-vorbehalte-gegen-die-kommunikationsstrategie-von-papst-franziskus/:

Seit dem umfangreichen Interview von Papst Franziskus mit der Jesuiten-Zeitschrift Civiltà Cattolica herrscht neues Durcheinander im katholischen Lager. Während die Massenmedien jubeln und Papst Franziskus als „Revolutionär“ feiern, verteidigt ein Teil der Katholiken den Papst mit der Formel, die Massenmedien würden Franziskus bewußt mißverstehen und absichtlich seine Äußerungen zurechtbiegen, während der Papst nichts an der katholischen Lehre ändere, sondern nur einen eigenen, ganz besonderen Stil habe. Papst Franziskus spreche nicht als Akademiker, sondern als Prediger zu den Menschen, wie der katholische US-Publizist George Weigel meinte. Ein anderer Teil der Katholiken beobachtet die Art, wie Papst Franziskus mit der Welt kommuniziert mit zunehmender Sorge. Nicht zuletzt auch wegen des Applauses von der falschen Seite.

Es werden Zweifel am Nutzen einer Kommunikationsform geäußert, die offensichtlich anfällig für Mißverständnisse ist. Mehr noch, manche hegen Zweifel, ob es dem Papst nur um eine neue Form des Kommunizierens mit den Menschen geht, die umstritten ist, oder auch um inhaltliche Änderungen. Nicht um einen offenen Bruch mit Teilen der Glaubenslehre, aber vielleicht um eine indirekte Aufweichung durch Zweideutigkeit. Offiziell wäre damit nichts geändert, praktisch aber in den Köpfen der Menschen sehr viel. Genau, das, so einige Kritiker, sei bereits jetzt der Fall, gerade zu den „heißen Eisen“, wie Abtreibung und Homosexualität. Der Papst betone, daß die Lehre der Kirche dazu klar definiert sei, spricht sie aber nicht aus, oder jedenfalls nicht in der breiten Öffentlichkeit, sondern nur vor einschlägigen Kreisen.

So geschehen zum Thema Abtreibung, bei dem es um Leben oder Tod geht. Im Civiltà Cattolica-Interview, das um die Welt ging, verwendete der Papst eine für Lebensschützer sogar „verletzende“ Diktion, wie der amerikanische, katholische Philosoph Michael Nowak beanstandete. Während der Papst im Interview erklärte, daß er auch in Zukunft nicht viel zum Thema sagen werde und damit die Abtreibungsbefürworter jubeln ließ, fand er am Tag darauf vor den katholischen Ärzten sehr klare Worte zum Schutz des Lebens. Worte, die allerdings nur in katholischen Kreisen bekannt wurden.

Kritik an der Kommunikationsart von Papst Franziskus übte nun der bekannte katholische Historiker Roberto de Mattei in einem Interview für Fomiche.net. Das Interview führte Francesco de Palo.

Die Presse instrumentalisiert, aber der Papst hat ihnen dabei geholfen: Das ist die Meinung des traditionsverbundenen Roberto de Mattei, Professor für Geschichte der Neuzeit und des Christentums an der Europäischen Universität Rom und bis 2011 stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Forschungsrats der Republik Italien. De Mattei ist Herausgeber und Chefredakteur der Monatszeitschrift Radici Cristiane, Nova Historia und des katholischen Informationsdienstes Corrispondenza Romana. Im Gespräch mit Formiche.net analysiert er das erste Semester des neuen Pontifikats und äußert starke Vorbehalte gegen die Kommunikationsstrategie von Papst Franziskus. …

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Eine Antwort zu Papst Franziskus — Arrangement mit dem Zeitgeist?

  1. heureka47 schreibt:

    „Der Kindermord steht am Anfang von allem“:

    Der Kindermord ist auch symbolisches Symptom der „Krankheit der Gesellschaft“, der „Kollektiven Zivilisations-Neurose“, wie ich sie nenne. Diese Krankheit nahm ihren Anfang mit der Verführung zur Sünde / Lüge im Paradies durch die Schlange sowie mit dem Brudermord des Kain an Abel. Der Kindesmord des Herodes weist auf dieselbe geistige Krankheit, von der Moses im „Tanz um das Goldene Kalb“ berichtet und über die Jesus am Kreuz sagt: „…denn sie wissen nicht, was sie tun“.
    Obwohl die grundlegende Heilung möglich ist – in jedem Einzelfall.

    Wir leben in einem symbolisch denkenden und kommunizierenden Universum / Bewußtsein, dem Bewußtsein, das wir „Gott“ nennen. Und dieselbe Bewußtseins-Energie ist auch in jedem Menschen. Diese Bewußtseins-Ebene, das „Christus-Bewußtsein“, das „Höhere / wahre Selbst“, denkt selbst ebenfalls symbolisch und versteht – logischerweise! – die Symbolsprache Gottes, die nicht nur in der direkten Kommunikation benutzt wird, sondern die sich auch in der Natur zeigt, in symbolischem Handeln der Menschen und ebenso in Bibelgeschichten, Legenden, Sagen, Märchen und anderen Geschichten.

    Und in SYMPTOMEN. Auch Krankheits-Symptome sind symbolische Mitteilungen, Hinweise.
    Auch Homosexualität u.a. kann symbolisch gedeutet werden im Hinblick auf die „Krankheit der Gesellschaft“.

    Tut das der Papst? Tut das die Kirche? Verschafft sich die Kirche besseres Wissen durch das Deuten der individuellen und sozialen / gesellschaftlichen Symptome? Lernt man daraus? Kann man daraus Hilfen entwickeln für die grundlegende Heilung der „Krankheit der Gesellschaft“ sowie für Aufklärung und Prävention?

    So weit ich erkennen kann – und ich befasse mich jetzt schon über 20 Jahre mit der „Kollektiven (Zivilisations-)Neurose“: NEIN. Auch im Bereich der Kirche(n) – wie in der Politik und Wissenschaft und überall sonst: Schweigen, Ignoranz, neurotisches Abwehr- / Vermeidungsverhalten; Angst-Abwehr. Die große, große Mehrheit insgesamt also befallen und schwer beeinträchtigt von der Kollektiven Neurose, orientierungslos, führungslos – „denn sie wissen nicht, was sie tun“. Noch immer…

    Obwohl diese kranken, entfremdeten, Menschen in der heilenden Bewußtseins-Energie, der Lebens-Energie SCHWIMMEN wie die Fische im Wasser. Wir alle sind umgeben und durchdrungen von dieser Heil-Energie – allein, die Beeinträchtigten sind gehindert, sie wahrzunehmen; denn da gibt es zwei verschiedene Bewußtseins-Ebenen, „Schwingungs-Ebenen“: Die Heil-Energie ist im FEINstofflichen Bewußtsein und die Beeinträchtigten sind im GROBstofflichen Bewußtsein. Um der Heil-Energie bewußt und teilhaftig werden zu können, müßten die Beeinträchtigten den Bewußtseins-Wandel vollziehen, den Aufstieg vom „Niederen Selbst / Ego“ zum „Höheren / wahren Selbst“. Vom Nur-Jesus zum Jesus CHRISTUS.

    Die Kirche hat „keinen Plan“, kein Konzept; versteht und vermittelt die Botschaft FALSCH, kennt die Wahrheit nicht. Alte Sagen und Märchen enthalten mehr spirituelle Wahrheit als von der römischen Kirche zu hören / lesen ist.

    Die zivilisierte Gesellschaft ist dem Untergang geweiht – wie alle Hochkulturen der nachvollziehbaren Geschichte, wie O. Spengler schrieb. Die „Kollektive (Zivilisations-)Neurose“ wächst – ungehindert – exponentiell und ist u.a. die Ursache der in Abständen von grob durchschnittlich 50 Jahren immer wieder ausbrechenden „Kollektiven PSYCHOSE“.
    Gerechnet seit 1945 ist die nächste also schon überfällig.

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