Peter Winnemöller: http://www.freiewelt.net/der-nachhall-ist-ein-vorklang-10013285/ (16.10.):
Man könnte auch sagen, der Fahrplan der Mediokratie im Umgang mit der Kirche steht. Es gibt nicht einmal mehr einen Grund irgendetwas zu verbergen, weil es ja eh keiner glauben würde, was passieren wird.
Der Bischof von Limburg ist für die den Vorfall skandalisierenden Medien schon Geschichte. Falls jetzt – wider Erwarten der Jäger – der “gute Papst” Franziskus den “bösen Bischof” Franz-Peter nicht in die Wüste schicken sollte, dürfte noch genügend Munition auf den Tasten der Protagonisten liegen, um dann vielleicht doch mal endlich den Gnadenschuß setzen zu können. Wieviel Medienhetze kann ein Mensch aushalten? Es scheint, als werde hier der Versuch gemacht, es einmal bis zum Brechen eines Menschen auszuprobieren. Man kann gar nicht so viel essen, wie man …
Es ist für einen modernen Medienprotagonisten unserer Tage eine Unerträglichkeit an sich, daß es ein Faktum gibt, das nicht zu löschen, zu tilgen oder zu vernichten ist. … Das Entsetzen, daß einem Bischof seine Weihe nicht genommen werden kann (sehr schwerwiegende Gründe ausgenommen) ist dem postmodernen Relativismus ein Ärgernis. Die einzige Lösung bestünde in der Zerschlagung der Kirche. Daß dies nicht gelingen wird, ist wohl auch dem ärgsten Kirchenfeind klar. Die angestrebte Lösung heißt Marginalisierung. “Kirche” voll ins Private abzudrängen, jeden öffentlichen Einfluß, ja jede öffentliche Wahrnehmung komplett zu unterbinden, es sei denn, man kann sie skandalisieren, das hat Methode.
Methode hat es auch, das Dauerfeuer auf den zu beseitigenden Bischof mit einer ansteigenden Intensität zu betreiben. In der letzten Woche kamen die Meldungen allein auf den Internetportalen im Stundentakt und schneller, wobei nüchtern festzustellen ist, daß alle dasselbe gemeldet haben, die Informationen sich wiederholten und einer vom anderen abgeschrieben hat. Das Prinzip, daß eine Meldung auch einen Nachrichtenwert haben sollte, war vollends vergessen, denn es war schon alles gesagt – sogar von jedem. Die stetigen Wiederholungen, die dem Rattern eines Maschinengewehres viel zu ähnlich sind, befeuern die Assoziationen “Krieg – Jagd – Hetzjagd” nur allzu sehr.
Im nächsten Fall, den wir erleben werden, befürchte ich allerdings eine Steigerung, die wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen können. Hubschrauber über dem Dienstsitz eines Bischofs, jetzt in Limburg noch von halbwegs anständigen und einfühlsamen Menschen als schockierend empfunden, dürften dann nur noch ein müdes Lächeln auslösen. Das Crescendo des Investigativen kennt keine Grenzen. Der technische Fortschritt gibt seinen Beitrag dazu.
Der naive Glaube, eine Medienkampagne laufe ins Leere, wenn da nichts sei, dürfte an der Wirklichkeit einer Mediokratie zerschellen. Dazu muß man nicht einmal an Böll erinnern. Lucas Wiegelmann selber schreibt in der Welt:
Aber wer ist die nächste Zielscheibe? Vielleicht einer, der ebenfalls mit Geld getrickst hat und es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt? Oder nur einer, der wegen sinkender Mitgliederzahlen Gemeinden fusionieren muss? Oder an bestimmten theologischen Lehren festhält? (Quelle)
Es möge niemand sagen, es nicht gewußt zu haben! Der Grund kann ein wirklicher sein, er kann aber genau so beliebig konstruiert werden. In welchem Bistum müssen keine Gemeinden fusioniert werden? In welchem sinken die Zahlen der Gläubigen nicht? Da ich hier keine Tipps geben möchte, schweige ich mich über weitere mögliche Gründe einfach mal aus. Da sollen die Kollegen dann bitteschön selber draufkommen.
Prognose: Nach Limburg ist vor Limburg. Und Limburg ist überall. …
Ergänzung:
Felix Honekamp: http://www.freiewelt.net/mindestens-drei-seiten-einer-medaille-10013302/ (16.10.)
Ergänzung:
http://www.kath.net/news/43310 Limburg: Die Ratgeber des Bischofs haben komplett versagt (16.10.):
Martin Lohmann im kath.net-Interview zu den neusten Enthüllungen über Limburg: „Ich habe von Anfang an nicht geglaubt, dass der Bischof so raffiniert und heimtückisch wie trickreich sein kann, alles ganz alleine verbockt zu haben.“ …
Ergänzung:
Paul Badde: http://www.christundwelt.de/detail/artikel/die-frohen-botschafter-1/:
Sind die Medien einseitig? Der Publizist Paul Badde kritisiert die Kritiker von Tebartz-van Elst: Ein guter Bischof muss kein guter Bauherr sein. Treue zu Jesus reicht aus
… In Rottenburg wurde erst im Juli von Bischof Gebhard Fürst ein Ordinariatsgebäude für 40 Millionen feierlich eingeweiht und bei dieser Gelegenheit öffentlich als „architektonisches Highlight und starkes Zeichen des Dienstes an den Menschen“ gerühmt. …
Ergänzung:
http://www.kathtube.com/player.php?id=32947 Führung durch die Bischofsresidenz in Limburg (5.9.2013 30 min)
Ergänzung 18.10.2013:
http://www.youtube.com/watch?v=l3EC21hWrbw efTV Übergeschnappt: Deutsche Journalisten (Kampagne gegen den Limburger Bischof) (17.10.):
ef-Herausgeber André F. Lichtschlag nimmt die Journalisten-Meute unter die Lupe, die seit Wochen eine gnadenlose Medienhatz gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst veranstalten.
Ergänzung:
Gernot Facius (JF): Limburger Tsunami (17.10.):
In der „Affäre Tebartz-van Elst“ geht es um mehr als vermeintlichen Prunk. Es ist zu bedenken, daß das Bistum Limburg schon lange in sich gegenseitig belauernde Parteien zerfällt.
Es ist nicht alles aus der Luft gegriffen, was Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst an Vorwürfen entgegengeschleudert wird: daß er bei den Kosten für das Diözesane Zentrum auf dem Limburger Domberg, ein Ensemble aus fünf Bauwerken, getrickst habe; daß er einen autoritären Regierungsstil pflege; daß er beratungsresistent sei, autistische Züge aufweise.
Wann kommt es schon mal vor, Papstwahlen ausgenommen, daß das Fernsehen Sondersendungen bringt wie nach einem Tsunami und dafür mit hohen Einschaltquoten belohnt wird? Der Fall Limburg hat eine mediale Hysterie erzeugt, bei der allerdings weniger harte, belegbare Fakten als vielmehr Meinungen über Fakten im Fokus stehen; darin unterscheiden sich sogenannte Qualitätszeitungen nur in Nuancen von den Schmuddelblättern, einige Gazetten haben inzwischen jedes Maß verloren.
Aufklärung über Skandale gehört zu den originären Aufgaben der Presse, daran gibt es nichts zu deuteln. Doch mit sensationslüsternem Herumhacken auf den aus dem Ruder gelaufenen Kosten und dem als „Lügen-Bischof“ betitelten Oberhirten, weil dieser sich im Streit mit dem Spiegel dem Risiko eines Strafbefehls wegen falscher eidlicher Erklärung aussetzte, wird man die Komplexität des Problems nicht erfassen. Man muß auch den Boden untersuchen, auf dem solch spektakuläre Dinge gedeihen können. Es ist ja nicht so, daß in dem 650.000-Seelen-Bistum stets geschwisterliche Eintracht geherrscht hätte,
Ein Synonym für innerkirchliche Unruhe
„Limburg“ ist ein Synonym für innerkirchliche Unruhe. 1973 vermutete der damalige Apostolische Nuntius, Corrado Bafile, in der Stadt an der Lahn ein „Zentrum der Ausbreitung von Unordnung in den deutschen Diözesen“ und empfahl – erfolglos – die Abberufung von Bischof Wilhelm Kempf. Im Westerwald, im Rheingau und im Rhein-Main-Gebiet wehte der Wind des Zweiten Vatikanischen Konzils immer kräftiger als andernorts – oft mit konfliktträchtigen negativen Folgen: selbstgemachte Liturgien, Laien als Gemeindeleiter, Laienpredigten, unter Bischof Franz Kamphaus sogar offener Widerstand gegen Papst Johannes Paul II., nachdem dieser den deutschen Episkopat zum Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerenkonfliktberatung aufgefordert hatte.
Kamphaus’ Nachfolger erhielt von Rom den Auftrag, Sonderwege zu beenden. Papst Benedikt XVI. pries ihn im Januar 2008 als einen Geistlichen „mit herausragenden Gaben“, in der Seelsorge erfahren und damit „geeignet, dieses Bistum zu leiten“.
Wer (wie der Autor) miterlebt hat, wie hochgestellte Kirchenmänner bei der Bekanntgabe der Ernennung von Tebartz-van Elst die Augen verdrehten, erahnte, daß diese Personalentscheidung nicht ohne neue Querelen ausgehen würde. Dem damals 48 Jahre alten früheren Münsteraner Weihbischof war die heikle Aufgabe zugefallen, das Bistum im Sinne des „Genuin-Katholischen“ (Bernhard Mihm vom Forum Deutscher Katholiken) zu sanieren und modernistische Tendenzen zu stoppen.
Kampf in der Kirche um die Kirche
Es begann alsbald ein Kampf in der Kirche um die Kirche. Böses Blut machte die Ankündigung, Gemeinden zusammenzulegen. Tebartz-van Elst irritierte viele Gläubige mit der Warnung vor einer theologischen Überbewertung von Pfarreien, die Bezeichnung „Seelsorger“ solle den geweihten Amtsträgern vorbehalten bleiben. Den Wetzlarer Pfarrer Peter Kollas berief er vom Amt des Bezirksdekans ab; der Geistliche hatte zusammen mit einem evangelischen Pastor ein homosexuelles Paar gesegnet.
Von diesem Zeitpunkt an verschärfte sich die Kritik an dem neuen Oberhirten. „Orthodoxie“ habe bei ihm Priorität vor der Seelsorge, hielten Geistliche ihrem Vorgesetzen vor: „Kamphaus war Bischof von Limburg, Tebartz-van Elst ist ein Beamter Roms.“ So wurde Stimmung gemacht. Des Bischofs eindeutige Positionierung gegen die „Homo-Ehe“, während viele Amtsbrüder eher verschwurbelt daherreden, hat ihm die Gegnerschaft aktiver katholischer Schwulen- und Lesben-Gruppen eingetragen, von denen es in der Limburger Diözese einige gibt, gut vernetzt mit Frankfurter Redaktionen.
Eine gewisse Parallele zum Fall Augsburg 2010. Die mediale Mobilisierung gegen Bischof Walter Mixa setzte ein, als Mixa nach Bekanntwerden der Mißbrauchsfälle die Auswirkungen der „sexuellen Revolution“ der 68er thematisierte. Wer die Limburger Situation richtig einordnen will, darf nicht ignorieren, daß das Bistum schon lange in Parteien zerfallen ist, die sich gegenseitig belauern.
Wie lange widersteht Rom dem medialen Druck?
Ein Neuanfang, ob mit Tebartz-van Elst oder einem neuen Bischof, wird nur gelingen, wenn diese Spaltung überwunden wird. Dabei muß auch die Frage beantwortet werden, wer hinter den Durchstechereien steckt, welche die Debatte über den (vermeintlichen) „Protz“ ausgelöst haben. Der Kommunikationsexperte Hasso Mansfeld, nicht unerfahren auf diesem Terrain, hat sie in einem Interview mit dem Manager-Magazin gestellt: Wurde die Debatte von jenen befeuert, die lange Teil des bischöflichen Wissens waren und nun angesichts der Attacken gegen den Bischof ihre Haut retten wollen?
Immerhin hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, jetzt davor gewarnt, übereilt den Stab über Tebartz-van Elst zu brechen: Es dürfe keine „Schnellschüsse“ geben. Gut gesagt. Aber wie lange wird Rom dem medialen Druck, dem sich in Deutschland schon einige Bischöfe gebeugt haben, standhalten? Das ist die Frage.
Ergänzung:
… Diözesanbaumeister Tilmann Staudt versuchte sich schon zur Einweihung im Juni dieses Jahres an einer Erklärung für die Kostenexplosion. Es habe einen schwierigen Baugrund gegeben, und die Mehrkosten hingen vor allem mit den archäologischen Arbeiten, mit der Sanierung der knapp 50 Meter langen historischen Stadtmauer und der beiden alten Fachwerkgebäude zusammen.
Eines davon, die Alte Vikarie, sei davor sogar einsturzgefährdet gewesen, es hätten Balken aus anderen Häusern dieser Bauepoche gesucht werden müssen, um sie dort einzubauen.
Betrachtet man den Aufwand für die Neubauten und dazu die Renovierung der bestehenden drei Altbauten sowie die gärtnerische Gestaltung der Anlage, etwa des strengen Mariengartens am unteren Hang des Dombergs, dann erscheinen die Gesamtkosten von gut 30 Millionen Euro keineswegs übertrieben. Eher muss es überraschen, wie dieses Bauvolumen jemals auch nur auf einen einstelligen Millionenbetrag geschätzt werden konnte.
Ergänzung 20.10.2013:
Kewil: http://www.pi-news.net/2013/10/warum-wird-nur-katholische-kirche-verfolgt/ (18.10.):
… Wer kann sich an eine Schmieren-Kampagne der Journaille gegen die Protestanten erinnern? Nicht einmal als die Promille-Bischöfin Käßmann auffiel, war ein Wörtchen der Kritik zu hören, nur Mitleid. Warum?
Ganz einfach. Die Protestunten liegen voll im Mainstream. Sie sind mit jedem neumodischen Mist einverstanden, auch wenn er der Lutherbibel diametral entgegengesetzt ist. Evangelische Pastoren dürfen x-mal heiraten und sich scheiden lassen, Pastorinnen dürfen mohammedanische Imame ins Ehebett holen und am Sonntag trotzdem predigen, Bischöfinnen leiten den Laden gendermäßig, alles besteht nur noch aus rotem Zeitgeist.
Anders herum gesagt – hätte Bischof Tebartz eine protestantische Bischöfin geehelicht und in sein neues Palais statt Kapelle einen schwulen Luxus-Darkroom für 20 Mio eingebaut, wäre er der Liebling der heruntergekommenen, gleichgeschalteten Journaille von BILD bis FAZ.
Ergänzung 23.10.2013:
Ergänzung:
Papst Franziskus hat im Fall des Limburger Bischofs eine Entscheidung getroffen. Die Frage ist: Wie genau ist sie zu interpretieren? Nach einem Gesprächsreigen in Rom mit dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, dem Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner und schließlich Bischof Tebartz-van Elst selbst, dazu kamen noch weitere Kontaktnahmen und Gespräche, die hinter den Kulissen stattfanden, war der Papst „umfassend und objektiv informiert“, wie es in der offiziellen Presseerklärung des Heiligen Stuhls heißt. …
PRESSEMITTEILUNG DES HEILIGEN STUHLS HINSICHTLICH DER DIÖZESE LIMBURG
Der Heilige Vater ist über die Lage in der Diözese Limburg zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert worden.
In der Diözese ist es zu einer Situation gekommen, in welcher der Bischof, S. E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst, seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann.
Nach dem „brüderlichen Besuch“ von S. Em. Giovanni Kardinal Lajolo im vergangenen September hat die Deutsche Bischofskonferenz, gemäβ einer Vereinbarung zwischen dem Bischof und dem Limburger Domkapitel, eine Kommission eingesetzt, um eine eingehende Prüfung im Hinblick auf den Bau des Bischofssitzes vorzunehmen. In Erwartung der Ergebnisse besagter Prüfung und der damit verbundenen Vergewisserung über diesbezügliche Verantwortlichkeiten hält der Heilige Stuhl es für angeraten, S. E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Zeit auβerhalb der Diözese zu gewähren.
Auf Entscheidung des Heiligen Stuhls tritt die durch den Bischof von Limburg zum 1. Januar 2014 ausgesprochene Ernennung des Hw. Herrn Stadtdekan Wolfgang Rösch zum Generalvikar bereits mit dem heutigen Tag in Kraft. Der Hw. Herrn Generalvikar Rösch wird die Diözese Limburg während der Abwesenheit des Diözesanbischofs im Rahmen der mit diesem Amt verbundenen Befugnisse verwalten.
Aus dem Vatikan, 23. Oktober 2013
Ergänzung 26.10.2013:
http://www.kath.net/news/43413 Kluge Entscheidung von Franziskus und eine Limburger Domkapitulation (25.10.):
In der Affäre Limburg folgte Papst Franziskus nicht der medialen Entrüstung, sondern öffnet Räume für eine Klärung der Vorwürfe, sagt Martin Lohmann im Wochenkommentar auf Radio Horeb. …
Ergänzung:
http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article121240208/Grabenkaempfe-wegen-Tebartz-van-Elst.html (26.10.):
… Dass die Mitglieder des Domkapitels am nachdringlichsten den Rücktritt von Tebartz-van Elst fordern, dürfte kein Zufall sein. Wollen die Herren von der eigenen Schuld an der Affäre ablenken?
Domdekan Geis sagte am Mittwoch, das Domkapitel habe den Bischof nicht zwingen können, es in Entscheidungsprozesse einzubeziehen; kirchenrechtlich sei das nicht möglich. Klar ist aber: Öffentlich protestiert hat auch niemand. Und nicht der Bischof war es, der den Bau genehmigte, sondern das Domkapitel. Während der Sedisvakanz – dem Zeitraum zwischen dem Rücktritt Kamphaus‘ und dem Antritt Tebartz-van Elsts – fällte das Gremium diese Entscheidung. Es war ein Verstoß gegen das Kirchenrecht, nur ein Bischof kann solche Beschlüsse fassen. Tebartz-van Elst begehrte nicht auf, aber er nahm dem Domkapitel die Kontrollfunktion über das Vermögen und die Finanzgeschäfte.
Ein Vermögensverwaltungsrat wurde gegründet. Dessen drei Mitglieder bestimmte Generalvikar Franz Kaspar. Das Trio war es, das den Bischof öffentlich vorführte, ehe sich herausstellte, dass es dabei gelogen hatte. Kaspar saß bis zuletzt zwischen allen Stühlen: Er war bis Mittwoch Generalvikar und damit der engste Vertraute Tebartz-van Elsts, hatte aber gleichzeitig einen Sitz im Domkapitel, das den Abgang des Bischofs will. Mit beiden Seiten arbeitete er zusammen. Der Kirchenrechtsexperte Thomas Schüller hält Kaspar für die „Schlüsselfigur“ bei dem Bauprojekt. Ohne ihn wäre diese Affäre nicht möglich gewesen, sagte er. Kaspar war es auch, der durchsetzte, dass mehrere Zeitungen, die kritisch über die Kosten für den Bau berichteten, vom Bischöflichen Ordinariat gekündigt wurden. Außerdem befahl er der Pressestelle, Anfragen der „FAZ“ „ins Leere“ laufen zu lassen. Man würde über seine Rolle beim Bauprojekt gerne mit Kaspar selbst sprechen, aber der Mann reagiert nicht auf Gesprächsanfragen der „Welt“. Mit der vorzeitigen Berufung von Wolfgang Rösch wurde die Ära Kaspar am Mittwoch abrupt beendet. …
Ergänzung 29.10.2013:
Johannes zu Eltz, der zum Limburger Domkapitel gehört, beanstandet die „merkwürdige Entscheidung“ von Franziskus im Fall Tebartz-van Elst. Denn in Limburg wolle man den Bischof nicht mehr sehen.
… Zu Eltz schreibt, mit der Maßnahme, den Bischof erst einmal aus Limburg abzuziehen, habe dieser „in der Regierung des Bistums nichts zu melden“. Und weiter: „Die Ambivalenzen der Regelung deuten in meinen Augen darauf hin, dass der Kampf um den Kurs der Kirche in Deutschland, in dem unserem Bischof eine wichtige Rolle zugedacht war, noch nicht entschieden und noch nicht zu Ende ist.“
Er gehe davon aus, dass man mehrheitlich seine Überzeugung teile, „dass es mit Franz-Peter Tebartz-van Elst im Bistum Limburg keinen Meter mehr weiter geht, und dass eine Rückkehr ins Bischofsamt deshalb überhaupt nicht infrage kommt. Ich werde alles, was in meinen Kräften steht, dafür tun, dass auch die Verantwortlichen in Rom das einsehen können, und dränge darauf, dass wir bald einen neuen Bischof von Limburg wählen dürfen, der uns vertraut und dem wir vertrauen können.“
… Im Gespräch mit der „Welt“ rechtfertigte zu Eltz seine Kritik an Papst Franziskus: „Es ist keine Frechheit, Kritik am Papst anzubringen. Auch der Papst ist ein Mensch, der Fehler machen darf. Als merkwürdig erachte ich seine Unentschiedenheit. Er steht unter dem Druck streitender Parteien. Aber bei aller päpstlichen Väterlichkeit hätte ich mir gewünscht, dass er robuster und klarer agiert und sagt: Der Bischof wird nicht mehr zurückkommen.“
… Das Domkapitel war es, das den Bau des Diözesanen Zentrums vor dem Amtsantritt des Bischofs genehmigte, obwohl es nicht dazu befugt war. Nun weisen sie jede Verantwortung von sich.
… Hubertus Janssen, ehemaliger Sprecher von „Wir sind Kirche“ und pensionierter Limburger Pfarrer, kritisiert Tebartz-van Elst seit Jahren für seine Amtsführung. Er fordert seinen Rücktritt, sagte der „Welt“ aber auch: „Die Verantwortlichen in den unterschiedlichsten Gremien, haben es sträflich versäumt, rechtzeitig die Bremse zu ziehen.“
„… Auch das Domkapitel und der Vermögensverwaltungsrat müssen Konsequenzen ziehen und sollten den Weg für einen Neuanfang freimachen. …“
… Bevor die Prüfungskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) die Prüfung des Baus auf dem Limburger Domberg nicht beendet hat, sind keine endgültigen Entscheidungen zu erwarten. Danach wird Papst Franziskus entscheiden, ob er Tebartz-van Elst nach Limburg zurückbeordert. Er könnte per Dekret auch dafür sorgen, dass die Mitglieder des Domkapitels von ihren Ämtern enthoben werden. …
Ergänzung:
http://kath.net/news/43314 Limburg 2012 – Generalvikar informierte: Kein Haushaltsplan möglich (17.10.):
KATH.NET veröffentlicht exklusiv aus Protokollen des Limburger Vermögensverwaltungsrates des Bischöflichen Stuhls aus den Jahren 2011–2013 – Schon Juni 2011 waren Kosten um 17 Millionen Euro für das Diözesanzentrum eingeplant! …
http://kath.net/news/43313 Eine Teilentlastung für Tebartz-van Elst (17.10.):
Vatikan war über Limburger Bauprojekt im Grundsatz informiert. Die Behauptung des bischöflichen Vermögensverwaltungsrats über Täuschung wird durch das jetzt bekanntgewordene Protokoll erschüttert. …
http://www.kathtube.com/player.php?id=33049 Der Videoauftritt des Domkapitels (23.10.)
http://www.kath.net/news/43446 ‚Welt‘: Limburger Domkapitel hat gegen Kirchenrecht verstoßen (28.10.):
Brisanter Medienbericht bringt Domkapitel in Bedrängnis: „Während der Sedisvakanz – dem Zeitraum zwischen dem Rücktritt Kamphaus‘ und dem Antritt Tebartz-van Elsts – fällte das Gremium diese Entscheidung. Es war ein Verstoß gegen das Kirchenrecht“ …
http://www.freiewelt.net/interview/kritik-an-tebartz-van-elst-wie-soziale-hinrichtung-10014280/ (28.10):
Seit Wochen läuft ein beispiellose Kampagne gegen den Limburger Bischof Tebartz-van Elst. Im Interview klärt Michael Schneider-Flagmeyer vom Forum Deutscher Katholiken über die Hintergründe auf. …
Ergänzung 30.10.2013:
… Das gab Wolfgang Rösch am Mittwochmittag bekannt. Der 54-Jährige wurde auf einer Pressekonferenz als neuer Generalvikar des Bistums vorgestellt und verdeutlichte im Blick auf die Arbeit der Prüfungskommission, dass eine Entscheidung über die Zukunft von Tebartz-van Elst und dessen etwaige Abberufung als Bischof von Limburg nicht vor Januar fallen wird.
… Den Eindruck, das gesamte Bistum sei gegen eine Rückkehr von Tebartz-van Elst, hat Rösch nicht: „Es gibt eine unterschiedliche Wirklichkeit“, sagte er: „Es ist wie in einem Krieg, bei dem es keinen Sieger gibt. Unabhängig davon, wie die Sache ausgeht, wird es Verlierer geben.“ Die Probleme, die Gläubige in Bezug auf Tebartz-van Elst äußern, seien „psychologischer Dimension“ und „sehr schwer zu beheben“.
… Mit Tebartz-van Elst steht Rösch in Kontakt. Zu seinem Wohlbefinden sagte er: „Das bleibt nicht im Hemd. Das geht unter die Haut.“ Im Büro des Bischofs, so Rösch, würden einige Mitarbeiter „kurz vor dem Zusammenbruch“ stehen. Viele Gläubige im Bistum seien „verunsichert und verletzt“.
Dass der Papst den Bischof noch nicht abberufen und damit den Weg für einen Neuanfang frei gemacht hat, gefällt einigen Gläubigen im Bistum gar nicht. Am Montag hatte sich Johannes zu Eltz, Frankfurter Stadtdekan und Mitglied des Limburger Domkapitels, in einem Brief an seine Mitarbeiter gewandt und Franziskus für seine Entscheidung kritisiert. In der „Welt“ beanstandete er dessen „Unentschiedenheit“: „Bei aller päpstlichen Väterlichkeit hätte ich mir gewünscht, dass er robuster und klarer agiert und sagt: Der Bischof wird nicht mehr zurückkommen.“
Wolfgang Rösch sieht das anders. Er sagte, eine schnelle Suche nach einem Schuldigen werde dem Sachverhalt nicht gerecht: „Ich fand die Entscheidung des Heiligen Stuhls sehr gut.“ Und weiter: „Es sollte keine Vorverurteilung geben. Man sollte erst mal abwarten, was ist. Viele Leute, die ihr Urteil über den Bischof schon gefällt haben, sind jetzt natürlich enttäuscht.“
Damit ging Rösch zu den Mitgliedern des Domkapitels, des Priesterrats und der Diözesanversammlung auf Distanz. Er forderte dazu auf, die aktuellen Probleme intensiv in der Diözese zu diskutieren – allerdings nicht öffentlich.
Auf die Frage, welches Gefühl er hat, ob Tebartz-van Elst nach Limburg zurückkehrt oder nicht, wich er geschickt aus: „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich Hunger habe.“
Ergänzung 1.11.2013:
http://www.kath.net/news/43472 Seit 2008 liefen sieben Medien-Kampagnen gegen den Limburger Bischof (31.10.):
Die Presse arbeitete von Bischof Tebartz-van Elsts erstem Amtsjahr an mit Verzerrungen und Verdrehungen, Halbwahrheiten und Lügen. Ein Gastkommentar über die mediale Skandalisierungsspirale von Werner Rothenberger
… Den bisher schrillsten Paukenschlag gegen den Bischof lieferte die ARD-Tagesschausendung vom 10. Oktober. Hintergrund: Der Limburger Oberhirte hatte nach der Veröffentlichung des SPIEGEL-Artikels zum Indienflug mindestens zwei Mal erklärt, dass er Erster Klasse geflogen sei und warum. Dem SPIEGEL-Journalisten gegenüber aber betonte er die Relevanz der kirchlichen Reise-Regelungen für den Indienflug: Der Bischof war bezüglich der Abrechnung mit der Kirche und entsprechend deren Richtlinien tatsächlich Business Class geflogen. In diesem Sinne hatte sich Tebartz-van Elst geäußert. Der SPIEGEL dagegen trennte die Bischofsaussage vom kontextuellen Bezug. Mit dieser unzulässigen Isolierung einer Aussage vom Kontext konstruierte auch die Staatsanwaltschaft eine Lüge. Damit sollte sie bei einem fairen Gericht nicht durchkommen. …
Ergänzung 12.11.2013:
http://www.freiewelt.net/nachricht/tebartz-van-elst-erklart-domberg-bau-10015878/ (12.11.):
Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat in einem Interview über Details der Entstehung der neuen Bischofsresidenz aufgeklärt. Sein Ziel war, die Herrlichkeit Gottes in dem Bau sichtbar zu machen.
In einem exklusiven Interview mit dem Vatican-Magazin hat der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst erklärt, dass er alle wesentlichen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Ausbau und der Renovierung der Bischofsresidenz im Einvernehmen mit anderen Persönlichkeiten an verantwortlichen Stellen getroffen hat. …
Ergänzung 24.11.2013:
Eine Äußerung des Frankfurter Stadtdekans Johannes zu Eltz im Jahr 2010 erhellt, warum der Kampf gegen den Limburger Bischof so erbittert geführt wird: Er will die katholische Kirche protestantisch machen. …
Ergänzung 1.12.2013:
http://www.kath.net/news/43948 Kardinal Lehmann: ‚Van Elst ist kein verschwenderischer Mensch‘ (30.11.):
Der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich heute teilweise hinter den Limburger Bischof gestellt und mediale „Protz-Berichte“ relativiert
Karl Kardinal Lehmann, der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich heute überraschend teilweise hinter den Limburger Bischof Tebartz-van Elst gestellt. „Er ist kein verschwenderischer Mensch. Er ist nett und nicht protzig“, meinte der Kardinal in Mainz, wie deutsche Medien berichten. „Er glaubt nur, er ist dem Amt des Bischofs – nicht nur sich selbst – eine bestimmte Ausstattung schuldig. Ich kann ihn da nicht mehr ganz verstehen.“ Lob gibt es für die Entscheidung von Papst Franziskus, hier zuerst einmal abzuwarten, was unabhängige Fachleute zutage fördern. Laut Lehmann habe Tebartz-van Elst in Limburg verstreute Gebäude zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen lassen. Andere Neubauten der deutschen katholischen Kirche der vergangenen Jahre hätten noch mehr gekostet, erklärte der Mainzer Bischof. Hier sei aber die Öffentlichkeit vorher ausreichend informiert worden. Tebartz-van Elst habe vielleicht nicht immer geschickt gehandelt.
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