Was kosten intakte Familien?

In einem Debattenbeitrag im Leserforum der heutigen Kleinen Zeitung bemängelt Gudrun Kattnig, Geschäftsführerin des Kärntner Familienverbandes, zu Recht, dass die geplante Steuerreform Familien weitgehend links liegen lässt:

Was kosten intakte Familien?

Sie erinnern sich? Da gab es eine Partei, die vor nicht allzu langer Zeit angetreten war und das Thema „Familie“ zur Chefsache erklärte. Schnee von gestern für eine Steuerreform heute.

  • Steuerfreies Existenzminimum für Kinder?
  • Auszahlung einer Negativsteuer für Eltern, deren Einkommen unter dem Existenzminimum liegt?
  • Fixe Valorisierung der Familienförderungen?

Wir hören? — Schweigen. Chefsache Familie ade. Was ist eigentlich so absurd an der Forderung, dass jedem Menschen — also auch Kindern — ein Grundbetrag im Monat zustehen sollte, der nicht besteuert wird? Was dem Herrn Vizekanzler als Familienminister nicht gelang — z. B. die regelmäßige Inflationsanpassung der Familienbeihilfe und des Kinderbetreuungsgeldes — ist ihm im Wissenschaftsressort gelungen.

Zusätzliche Millionen. Nicht, dass man 690 Millionen Euro den Unis nicht gönnen würde. Nur — ein Ungleichgewicht lässt sich []schwer leugnen. Die erste und grundlegende Bildungsinstanz ist die Familie. Ohne gelungene Bindung keine Bildung. So gab es auch für das Familienressort zusätzliche Gelder. 350 Millionen Euro — zumindest die Hälfte, wenn der Bezug auf das Wissenschaftsressort erlaubt ist. Wer jedoch denkt, diese Summe ginge an die Familien, irrt. Sie ist zweckbestimmt für den Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung. Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, gehen leer aus. Ihre Form der Kinderbetreuung wird ungleich behandelt. Womit erkennbar wurde, was man unter Familienförderung zu verstehen hat. Bleibt zu fürchten, dass die tatsächliche hohe Bedeutung von intakten Familien, in denen Kinder geborgen heranwachsen können, erst erkannt wird, wenn es sie nicht mehr gibt. Oder sich die hohen Folgekosten noch stärker bemerkbar machen.

Mehr denn je kommen Familien unter Druck. Sie werden in Lebensmodelle gezwungen, die sie nicht wünschen. Mit mehreren Kindern und durchschnittlichem Einkommen leben Familien unter der Armutsgrenze. Kinderwünsche bleiben aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend unrealisiert. Kann das sein in einem der reichsten Länder dieser Erde, dessen demografische Situation katastrophal ist? Bleibt die bittere Erkenntnis: Die wenigen Kinder, die es noch gibt, haben zwar kein Stimmrecht, sollen dann aber später einmal die Pensionen der Alten erwirtschaften. Wer heute so mit der kommenden Generation umgeht, braucht sich morgen nicht zu wundern, wenn ihm Gleiches widerfährt. Wo sind die hoch dotierten Politiker, die antraten, um zum Wohle des Volkes zu agieren? In Kärnten gönnten sich die „Volksvertreter“ eine Gehaltserhöhung von 387.000 Euro. Dies seien „Marginalbeträge“ und ihre Arbeit wäre dies allemal wert, wurde verlautbart. Haben wir Verständnis? Nein, haben viele Familien nicht. Nicht mehr. …

—————————————

Ergänzung 18.12.2014:

In der CDU – als Vorreiter der ÖVP — schaut es freilich noch ärger aus:
http://www.freiewelt.net/nachricht/bluem-attackiert-falsche-familienpolitik-der-cdu-10049664/   (10.12.):

Ex-Sozialminister Norbert Blüm greift scharf seine Partei CDU an. Sie hätte »bei der Demontage von Ehe und Familie leider Schmiere gestanden«. Die Familie habe sich unterdessen voll der Arbeitswelt unterzuordnen.

Der frühere Bundesminister Norbert Blüm schreibt seiner Partei, der CDU, eine Verantwortung für die zunehmende »Entkernung« von Ehe und Familie zu. Es komme, wie der 79-jährige Katholik in seinem neuen Buch »Einspruch!« schreibt, immer mehr zu einer Aushöhlung des im Grundgesetz verankerten besonderen Schutzes dieser Institution.

Man rede in der Umweltpolitik immer von Nachhaltigkeit, während die heutige Familienpolitik »alles andere als nachhaltig« sei. Die Kindheit werde immer mehr verstaatlicht, weil die Mütter an der »Arbeitsfront« gebraucht würden. Der frühere Arbeits- und Sozialminister attackiert so auch die Konzentration der Politik auf die institutionelle Kinderbetreuung und Erziehung etwa in Krippen und Ganztagesschulen. …

**************************************************************************************

Dieser Beitrag wurde unter Ehe und Familie abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Was kosten intakte Familien?

  1. Elisabeth schreibt:

    Ähnlicher Beitrag: Die traditionelle Familie lebt
    http://www.idea.de/nachrichten/detail/thema-des-tages/artikel/umfrage-die-traditionelle-familie-bleibt-das-ideal-83051.html

    Arne Gericke:
    “ „Wer das Erlebnis Kind verpasst hat, ist spätestens im Alter bestraft, wenn er einsam ist“, zeigte sich der verheiratete Vater von vier leiblichen und drei Pflegekindern überzeugt. “

    Das sehe ich als Mutter von noch fünf („leiblichen“…“sind das alles Ihre“? ) Kindern leider anders und viele Mütter, die sich ausschließlich der Familie gewidmet haben, auch: Die „Kinder“ sind ausgeflogen…haben irgendwo zu „kämpfen“….(was zählen da Mutters Geraffelprobleme oder PC-Schwierigkeiten? ;- ), die Umzugspläne oder die Alzheimeranzeichen?)
    Natürlich sind die Mütter EINSAM! Was denn sonst?? (ihr Propagandisten aus gewissem Lager)
    Frauen, die sich „nebenher“ etwas aufbauen konnten, wie Engagement, Freizeit, soziale Netzwerke, Freundeskreis, Tanzausbildung u.u.u….., „Zuverdienst“, stehen im Alter weniger auf verlorenem Posten!

    Mutter, dein Typ ist längst nicht mehr gefragt!

    Familie? Ziemlich glorifiziert…aber ich glaube an diesen Traum! :- ) (wohl nicht mehr in diesem Leben)
    „Uns gibt es gar nicht“ (Sohn)

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..