… Faktenreich schildert [der Orientalist und Arabist Tilman Nagel], geordnet in mehreren Sachgebieten, die jeweils von einer Einführung eröffnet werden, die Anordnungen des Koran und der Sunna sowie deren Auswirkungen auf das islamische Geistesleben und ihre Implikationen für die westlich-demokratische Gesellschaftsordnung.
… Nagel bestreitet nicht, dass sich der durchschnittliche europäische Moslem einigermaßen in die europäische Welt integriert – oder zumindest integrieren kann –, aber das, was er bei jeder Predigt in der Moschee zu hören bekommt, muss in ihm zwangsläufig ein schlechtes Gewissen wegen eben dieser Integration erzeugen. Denn der Islam, so wie er in der Schule gelehrt und in der Moschee gepredigt wird, besteht darauf, dass der Koran wortwörtlich von Allah Mohammed übergeben wurde und daher als ewig unveränderliche Wahrheit zu jeder Zeit und an jedem Ort gültig ist.
Der Koran, der nach Möglichkeit zur Gänze auswendig gelernt werden soll, gesteht dem menschlichen Verstand nicht zu, Regeln für das Zusammenleben selbst zu entwickeln und – beispielsweise in einer Rechtsordnung einschließlich einer Verfassung – niederzuschreiben. Der Verstand ist nach muslimischer Auslegung von Allah dem Menschen ausschließlich dazu gegeben worden, dass er die Einsicht gewinnen könne, dass der Islam die Vollendung der Religion sei. Für die Anpassung der Regeln an die zeitlichen und geografischen Umstände ist der Verstand hingegen nicht geeignet, da das Geschöpf niemals die Intentionen des Schöpfers voll erfassen könne. …
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