Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/die-kita-luegen-10054651/ (18.2.):
… Die Situation junger Mütter (und Väter) hat sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten dramatisch verschlechtert: Viele müssen arbeiten, viele wollen aus guten Gründen arbeiten, zwar meist nicht gleich ganztägig, aber im Grunde wollen alle ihr Kind trotzdem während seiner ersten Lebenszeit optimal versorgen. … Allerdings weht denjenigen, die ihre Kinder nicht fremdbetreuen lassen möchten, aus dem gesellschaftlichen Umfeld ein scharfer Wind entgegen: Diskriminierung als Heimchen am Herd und als Anhängerin eines rückwärtsgewandten Familienmodells, Verweigerung von Anerkennung als nicht-erwerbstätig Arbeitende, die von Fernhalteprämien auf die falsche Fährte einer intellektuellen Verdummung gelockt sei. Sogar vor dem Vorwurf, den Kindern Bildung vorzuenthalten, schreckte eine norddeutsche Regionalzeitung nicht zurück. Dazu kommt die Weigerung aus Kreisen der Wirtschaft, akzeptable Rahmenbedingungen für familienkompatible Stellen zu schaffen, bei gleichzeitigem massiven Druck auf die jungen Mütter, so früh wie möglich nach der Geburt das Sozialprodukt zu steigern. Darüber hinaus bedeuten Kinder in einem der noch materiell reichsten Länder der Welt ein Armutsrisiko, zumindest eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.
… Warnende Stimmen aus den Reihen der Neuropädiater, Entwicklungspsychologen, Neurobiologen, Pädagogen und Psychiater bleiben überwiegend Fachzeitschriften vorbehalten, anstatt in den Medien angemessen präsent zu sein. Wenn sie nicht gänzlich aus interessegeleiteten Gründen unterdrückt werden, so tut man sie zumindest als „Meinungen“ ab, die man mit Studien aus Politik, Wirtschaft oder der Medienlobby leicht widerlegen könne.
Ich habe zehn verschiedene Statements zusammengestellt, die in Kita-Diskussionen und auch in Beratungen in der Praxis immer wieder vorgebracht werden. Diese werden anschließend Ergebnissen und Erfahrungen aus den genannten Wissenschaften gegenübergestellt – genug, um die fundamentale Sicherheit, mit der hierzulande mit dem Kita-Problem umgegangen wird, zu hinterfragen und sie als Kita-Lügen zu entlarven. … Die KITA-LÜGEN und ihre Widerlegung werden im Einzelnen in den nächsten Tagen an dieser Stelle publiziert. [Wird fortgesetzt.]
Ergänzung 19.2.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/die-kitaoffensive-sei-familienfreundlich-10054654/ (19.2.):
… Seit vielen Jahren schon wird [der Begriff „familienfreundlich“] allerdings flächendeckend umdefiniert als Maß für frühe Betreuungsmöglichkeiten. Dieser Bedeutungswandel stammt ursprünglich aus Politik und Wirtschaft, ist inzwischen jedoch in den allgemeinen, vor allem medialen Sprachgebrauch übergegangen. Die so bezeichneten „frühen Betreuungsmöglichkeiten“ nützen eben in erster Linie der Wirtschaft, um mangelnde Arbeitskräfte zu rekrutieren. …
… Auch der Politik geht es nicht plötzlich um Unterstützung der Familien, sondern um „betriebswirtschaftliche Effekte familienfreundlicher Maßnahmen“. Unter der Überschrift „Familienfreundliche Gesellschaft“ wird im Koalitionsvertrag daher das Ziel genannt, eine Erwerbsquote von Frauen auf über 60 % anzustreben. Auf diese Weise will man darüber hinaus Projekte wie Gender-Mainstreaming – unter dem Namen Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit getarnt – und frühe Einflussnahme auf die Kindheit erzwingen. …
… Das Grausame an dieser Kita-Lüge ist jedoch, dass das Leiden der zu früh von ihren Eltern getrennten Kleinkinder als Familienfreundlichkeit bezeichnet wird. …
Ergänzung 20.2..2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/kitas-garantierten-wahlfreiheit-der-familiengestaltung-10054868/ (20.2.):
Kita-Lüge 2: Wahlfreiheit in der Gestaltung des Familienlebens mit kleinen Kindern ist ein hohes und mehr als berechtigtes Ziel, das jede Anstrengung wert sein müsste. Ob diese Freiheit tatsächlich durch den Kitaausbau gewährleistet wird, muss allerdings genauer untersucht werden.
Die Freiheit der Wahl setzt voraus, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Falls ein Kita-Besuch gewünscht wird, muss er ermöglicht werden. Falls die Erziehung in der Familie bevorzugt wird, muss dies ebenso möglich sein. Aber haben denn jene Eltern überhaupt eine Alternative, die ihr Kind zwar gerne selbst pflegen und erziehen möchten, deren Einkommen aber dafür nicht ausreicht? Es müsste dann für jedes Elternpaar ebenso wenig ein Problem sein, drei Jahre zuhause zu bleiben, wie seinen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz anzumelden. Schon aus diesem Gedankenexperiment wird klar, dass hier tatsächlich für die meisten Familien keine Wahlfreiheit besteht. Und zwar aus verschiedenen Gründen: …
[Zwang zum Doppelverdienertum, Diskriminierungsdruck trotz Verfassungswidrigkeit und Schädlichkeit der Krippe]
Ergänzung 23.2.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/kitas-garantierten-kindeswohl-durch-erleichterung-des-schulbeginns-und-durch-gewoehnung-an-spaetere-ganztagsschulen-10055015/ (23.2.):
Kita-Lüge 3: Erstaunlich oft bekommt man zu hören, dass ein einjähriges Kind in die Kita solle, um ihm später den Schulbeginn zu erleichtern. Nur so könne der Start in die ersten Schultage gelingen.
Dem Kindeswohl sei so eindeutig mehr entsprochen als mit dem andernfalls zu erwartenden unkalkulierbaren Schuleintrittsschock. Bei der vorherrschenden Tendenz zur ganztägigen Grundschule ein durchaus realistisches Szenario. Trotzdem ist der Ausdruck „Kindeswohl“ in diesem Zusammenhang – wenn auch unbewusst und sicher unbeabsichtigt – geradezu zynisch. Durch die Vorverlagerung des möglichen Problems wird es nicht gelöst, im Gegenteil. Dies wird hier häufiger noch gezeigt werden müssen. Aber allein die Vorstellung, dass man möglicherweise schon Säuglinge an solche Ganztags-Rhythmen gewöhnen könne, ist falsch.
Der Jugendpsychiater und ehemalige Direktor des Kinderneurologischen Zentrums Mainz, Johannes Pechstein, schreibt dazu: …
Ergänzung 25.2.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/kitas-entspraechen-dem-wunsch-nach-modernen-lebensformen-10055081/ (24.2.):
Kita-Lüge 4: Das traditionelle Familienmodell sei überholt. Bei der Bildungsbiographie von Kindern und Jugendlichen spiele noch immer die familiäre Herkunft eine große Rolle. Dieser ärgerliche Zustand könne abgeschafft werden durch kollektivistische Erziehungsmodelle.
Dass das traditionelle Familienmodell überholt sei, verkünden besonders eindringlich die Grünen, neuerdings auch die EKD (3). Die Piraten möchten gar den Begriff „Ehe“ verbannen.
Studien und Umfragen von Forsa, Allensbach und Ipsos aus den Jahren 2005 und 2007 sprechen eine andere Sprache: Für fast 90 % der Deutschen steht demnach Familie weiter an erster Stelle ihrer persönlichen Prioritäten. Nur eine Minderheit der Befragten macht ihren Wunsch nach (weiteren) Kindern von Betreuungsmöglichkeiten abhängig. Wenn Eltern das Geld zur eigenen Verfügung hätten, welches Bund, Länder und Kommunen in einen Krippenplatz investieren, würden sich 69,2 % dafür entscheiden, ihre Kinder selbst zu betreuen. Wenn zusätzlich die Bedingung erfüllt wäre, dass der Wiedereinstieg in die alte berufliche Position auch nach mehreren Erziehungsjahren problemlos gelänge, würden sich 70 % der Mütter, deren ältestes Kind jünger als drei Jahre ist, dafür entscheiden, drei bis sieben Jahre zu Hause zu bleiben. Eine Umfrage der NGO Mouvement-Mondial-des-Mères (Internationale Mütterbewegung) im Auftrag der Europäischen Kommission erbrachte auch im Jahre 2011 noch ähnliche Ergebnisse: 61 % der Mütter wollen sich in den ersten drei Lebensjahren ganz den Kindern widmen, 37 % auch danach. 63 % der Mütter wollen eine Kombination aus Teilzeit-Erwerbstätigkeit und Familienarbeit, 26 % möchten sich vollständig um ihre Familie kümmern und 11 % wünschen eine Vollerwerbstätigkeit. Anlässlich einer Umfrage aus dem Jahr 2012 resümiert Allensbach: “Bei keinem Punkt der Studie klaffen Anspruch und Wirklichkeit so sehr auseinander wie bei der Frage nach viel gemeinsamer Zeit der Eltern mit ihren Kindern. 83 % halten dies für wünschenswert, nur 28 % sehen es als verwirklicht an.“
Dass dies alles natürlich nicht finanzierbar sei, erscheint als eine weitere Lüge, zumindest als ein Armutszeugnis angesichts der Milliarden, die problemlos zur Rettung von allem und jedem vorhanden sind.
Umso mehr muss deshalb verwundern, dass moderne Lebensformen reklamiert werden, indem man die alten marxistisch-bolschewistischen- und DDR-Lebensformen wieder entstaubt. [… Bitte hier weiterlesen!]
Ergänzung 26.2.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/kinder-muessten-so-frueh-wie-moeglich-sozialisiert-werden-gemeinschaftsfaehigkeit-koenne-nur-im-kollektiv-erworben-werden-10055148/ (25.2.):
Kita-Lüge 5: Die Sozialisation eines Kindes ist ein komplexer Vorgang, den man nicht mit gewaltsamen Maßnahmen erzwingen kann. Er steht derzeit sehr hoch im Kurs, während „Individualisierung“ als unerwünscht gilt. Auch und gerade hier ist jedoch eine Differenzierung nach Altersstufen erforderlich.
In Wirklichkeit wird gerade die soziale Karriere der zu früh kollektivierten Kinder nachhaltig erschwert. So werden schon in diesem frühen Alter antisoziale Verhaltensweisen gebahnt, wie beiden folgenden Untersuchungen belegen …
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/mit-bildung-koenne-man-nicht-frueh-genug-anfangen-damit-die-spaetere-lernleistung-gesteigert-wird-10055203/ (26.2.):
Kita-Lüge 6: Wenn über Kitas geschrieben und diskutiert wird, dauert es meist nicht lange, bis das Wort „Bildung“ fällt.
Die Ressourcen unseres hochtechnisierten Wohlstands lägen in „Bildung“. Auch hier findet sich selbstverständlich ein Körnchen Wahrheit, wie in vielen raffinierten Lügen. Reflexartig erfolgt darauf die Verbindung von Bildung mit Kitas. Gemeint sind Kitas für alle Altersstufen. Die nötige Differenzierung nach dem Alter sucht man in diesem Zusammenhang meist vergebens. Die durchaus möglichen Bildungsanregungen für ältere Kinder werden kritiklos auf die Situation der Unterdreijährigen übertragen.
Hierin zeigt sich entweder Ignoranz oder beabsichtigte Verschleierung, denn die Gleichsetzung von Kitas ab drei Jahren mit denen vom Säuglingsalter an ist grundsätzlich unzulässig. Die Voraussetzungen für das Gelingen von „Bildung“ sind in beiden Altersstufen völlig verschieden: Das Wachstum des Gehirns befindet sich bei einem Kind unter drei Jahren in einer sensiblen Phase: Es hat noch kein Zeitempfinden, die Trennung von der Mutter empfindet es als dauerhaft, so dass es mit Angst bis Panik reagiert. Sowohl die Fähigkeit zum Verständnis von Verabredungen fehlt ihm, als auch die nötige Sprachentwicklung, um sich artikulieren zu können. Für „Bildung“ dieser Kinder sind das denkbar schlechte Voraussetzungen. …
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/isolierung-von-kleinstkindern-in-kleinfamilien-mit-unzufriedenen-muettern-taete-schon-babys-nicht-gut-10055275/ (27.2.):
Kita-Lüge 7: Sicherlich bedeuten unzufriedene Mütter ein großes Risiko für ihre Babys durch die mangelnde Möglichkeit, Ruhe, Gelassenheit und Wärme auszustrahlen. Tragischerweise ist aber diese Unzufriedenheit durch emanzipatorische, feministische, antifamiliäre und wirtschaftliche Beeinflussung über Jahrzehnte hervorgerufen worden.
So z. B. durch die Veröffentlichung von interessengeleiteten, von Auftraggebern abhängigen Studien in der Presse, in Frauenzeitschriften und sogar an erster Stelle in den Nachrichten, durch Lobbyismus von Medien, Politik und Wirtschaft. Die Folge ist, dass Frauen sich ausschließlich über ihre Berufstätigkeit definieren. Die Fähigkeit, sich gelassen und selbstbewusst für einige Zeit hauptsächlich mit ihrem Säugling zu beschäftigen, steht diesen Müttern daher nicht mehr zur Verfügung. Denn weder hörten sie von der elementaren Wichtigkeit ihrer Funktion in den ersten Lebensjahren, noch wurde diese finanziell anerkannt (siehe auch die entlarvende Farce um das Betreuungsgeld: Mit parlamentarischen Tricks wurde versucht, die Einführung des von der damaligen Familienministerin Kristina Schröder initiierte Betreuungsgeld von 100 – 150 Euro/Monat zu verhindern). …
Anstatt also die Unzufriedenheit zu beklagen, sollten ihre Ursachen beseitigt werden, z. B. durch finanzielle und ideelle Anerkennung, berufliche Fortbildung während der Babypause, Wiedereinstiegsgarantien etc. Im Falle des Scheiterns der Ehe müssten Mütter von Kleinkindern genügend abgesichert sein, um sich nicht demütigenden Abhängigkeiten ausgeliefert zu sehen. … [Hier weiterlesen!]
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Ergänzung 2.3.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/probleme-koennten-durch-steigerung-der-qualitaet-beseitigt-werden-10055393/ (2.3.):
Kita-Lüge 8: Häufig wird behauptet, die Probleme der Fremdbetreuung könnten durch Qualitätssteigerung der Einrichtungen beseitigt oder zumindest verringert werden (u. a. Jesper Juul (13) oder auch die politik- und wirtschaftsnahe NUBBEK-Studie und viele andere mehr).
Allerdings werden diese Hoffnungen durch die NICHD-Studie klar enttäuscht: Im Alter von 15 Jahren zeigten sich bei früh ganztags betreuten Kindern gleich starke Effekte wie bei vernachlässigten oder misshandelten Kindern unabhängig von der Qualität der Betreuung: Kinder, die sehr gute Einrichtungen besuchten, verhielten sich fast ebenso auffällig wie Kinder, die in Einrichtungen minderer Qualität betreut wurden. „Die Qualität der Kinderbetreuung wirkte sich weder kompensatorisch noch schützend aus. Alles in allem steht damit fest, dass Krippenbetreuung die Stressregulation auch langfristig negativ beeinflusst. Und: Das in der Öffentlichkeit verbreitete Mantra ist falsch, alle Probleme der Krippenbetreuung ließen sich alleine mit Qualität lösen.“ (Rainer Böhm)
2008 warnte die Hamburger Psychoanalytikerin Ann-Kathrin Scheerer: “Es ist alarmierend, dass Millionen von Kindern im Alter von acht Wochen bis 36 Monaten in Krippen betreut werden, deren personale Ausstattung und Ausbildung bei weitem nicht ausreichen, um ihnen die nötige zeitliche und emotionale Aufmerksamkeit zu bieten.“ (14)
Selbstverständlich müssen also die Qualität der Krippen, die Ausbildung der Erzieherinnen und die Betreuungsschlüssel verbessert werden, denn frühe und umfangreiche Betreuung von mangelhafter Qualität birgt ein hohes Risiko, nicht nur für die Bindungsqualität. Gute Krippen können zu etwas besseren kognitiven Leistungen im Vor- und frühen Grundschulalter führen. Allerdings verflüchtigen sich diese Effekte schon nach wenigen Jahren, wie der Erziehungswissenschaftler Klaus Zierer, Direktor des Didaktischen Zentrums an der Universität Oldenburg, ausführt: „Spätestens zum Ende der Grundschulzeit sind sie nicht mehr feststellbar.“ Dagegen stehen die intellektuellen Leistungen von Kindern, die in den ersten drei Jahren von gut ausgebildeten Eltern erzogen wurden: „Sie sind in hohem Maße nachhaltig, was von den Effekten der Kita nicht behauptet werden kann […]. Man spricht von Wash-out-Effekten und kann in der vierten Klasse nicht mehr feststellen, ob ein Kind in der Kita war oder nicht.“ (15)
In öffentlichen Verlautbarungen ist viel von der zu steigernden Qualität der Kitas und der „Professionalität“ des Personals die Rede – im Gegensatz zu den laienhaften Erzieherqualitäten der Eltern. Angesichts der unwürdigen Bezahlung, Ausbeutung und Überforderung der in diesen Einrichtungen tätigen, oft hochmotivierten Erzieherinnen und Erziehern entlarven sich solche Forderungen ebenfalls als pure Heuchelei. …
Ergänzung 3.3.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/kinder-bildungsferner-schichten-muessten-gefoerdert-werden-durch-fruehestmoegliche-betreuung-10055506/ (3.3.):
Kita-Lüge 9: Selbstverständlich müssen Kinder bildungsferner Schichten und schwieriger Milieus gefördert werden. Dem wird niemand ernsthaft widersprechen; die Frage ist nur, mit welchen Mitteln und Maßnahmen dies geschehen soll.
Die Lüge beginnt hier erst in der Folgerung, nämlich dass man die Kinder deshalb so früh wie möglich ihrem häuslichen, ungebildeten Umfeld entreißen müsse. Ja, dieses Argument wird sogar auf alle Kinder verallgemeinert: Weil es den „bildungsfernen Kindern“ förderlich sei, sie im Alter von unter drei Jahren in Kitas zu geben, müsse das für alle anderen ebenfalls gelten. Auch hier wird nicht differenziert: Während es durchaus vorstellbar ist, ein kleineres Kind z. B. zum Schutz vor einer gewalttätigen häuslichen Umgebung in einer Einrichtung unterzubringen, wird ein gleichaltriges Kind in einer liebevollen und anregenden Familie besser gefördert, wie oben gezeigt wurde. Das Argument der „bildungsfernen Schichten“ ist deshalb so beliebt, weil es auf den ersten Blick schwer widerlegbar erscheint.
Tatsächlich reagieren jedoch die Gehirne aller dieser Kleinstkinder, gleich welcher Herkunft, auf Trennungstraumen auf vergleichbare Weise. Auch das hat die NICHD-Studie untermauert. Durch „Bildung“ kann das schwierige soziale Milieu erst später ausgeglichen werden. …
Ergänzung 5.3.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/kitas-schadeten-kindern-nicht-sowohl-koerperlich-als-auch-seelisch-sonst-muessten-wir-ja-fast-alle-krank-sein-10055576/ (4.3.):
Kita-Lüge 10: Diese vordergründig plausibel erscheinende Behauptung wird sowohl in der allgemeinärztlichen Sprechstunde als auch im Alltag immer dann aufgestellt, wenn es um frühe Fremdbetreuung geht.
Allerdings ist diese Theorie seit den Anfängen der Bindungsforschung in den fünfziger Jahren (z. B. John Bowlby (16), Mary Ainsworth (17)), wiederholt und eindringlich von Entwicklungspsychologen, Psychotherapeuten und Pädiatern als gefährliches Wunschdenken entlarvt worden, ohne dass dies in Deutschland entsprechend zur Kenntnis genommen wurde.
Seit 1968 widmet sich zum Beispiel das Kinderzentrum München der Deprivationsforschung. Außer seinem Gründer, Theodor Hellbrügge, repräsentieren Namen wie René Spitz, Johannes Pechstein und Zdenek Matejcek seit langem die wissenschaftliche Bindungsforschung. Eine eindrucksvolle Beobachtung zu diesem Thema stammt auch von Anna Freud. Sie beschrieb, dass Kriegskinder ihre Angst in Bombennächten relativ gut verarbeiten konnten; schwere seelische Traumen traten erst auf, nachdem die Kinder von ihren nahen Angehörigen getrennt wurden. (18) …
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Ergänzung 7.3.2015:
Dieselbe Autorin weist im folgenden Artikel auf den Zusammenhang der Epigenetik mit der frühkindlichen Stressverarbeitung hin:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/epigenetik-10055783/ (6.3.):
Die Epigenetik beschäftigt sich mit all jenen molekularbiologischen Informationen, die Zellen speichern und an ihre Tochterzellen weitergeben, die aber nicht primär im Erbgut enthalten sind.
Diese Informationen werden jedoch mithilfe verschiedener epigenetischer Mechanismen, wie zum Beispiel die weiter unten beschriebene Methylierung, gewissermaßen vermittelbar gemacht. Gene können so durch verschiedenste Einflüsse aktiviert oder auch abgeschaltet werden. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Aufgabe dieser Gene, nämlich die Bildung verschiedener Substanzen, entsprechend angekurbelt oder verhindert wird. Dies können zum Beispiel Hormone oder Botenstoffe wie die sogenannten Neurotransmitter sein.
Die Trägersubstanz des menschlichen Erbguts, die Desoxyribonucleinsäure (DNA), setzt sich aus vier Basenpaaren zusammen, deren einer Baustein, das Cytosin, mit Hilfe von Methylgruppen, einfachen chemischen Verbindungen, aktiviert oder abgeschaltet werden kann. Methylierung bedeutet Abschaltung des Gens, und Entfernung der Methylgruppe bedeutet umgekehrt Aktivierung. Ohne dass die Basensequenz der DNA verändert wird, kann auf diese Weise die Funktion des jeweiligen Genabschnitts beeinflusst werden. Die DNA wird immer an ihren beiden Strängen methyliert, so dass bei der Zellteilung jeweils beide Tochterzellen das Methylierungsmuster erben. Das Erstaunliche ist nun, dass positive oder negative Erfahrungen genau diesen Mechanismus in Gang setzen, und zwar folgendermaßen: Durch fürsorgliches Verhalten wird das Neurohormon Serotonin im Hippocampus (einer für die Gedächtnisregulierung und Nervenzell-Neubildung zuständigen Hirnregion) freigesetzt, welches die Fähigkeit besitzt, die Methylierung der zuständigen Genabschnitte zu entfernen. Das entsprechende Gen wird also aktiviert und in die Lage versetzt, einen cortisolbindenden Rezeptor zu produzieren. Dieser sorgt durch die Koppelung an Cortisol für die Hemmung der Stressreaktion, die sogenannte negative Rückkoppelung: Mit Hilfe einer Signalkaskade – auch Stressachse genannt – wird die Menge des im Blut zirkulierenden Cortisols reguliert, in diesem Fall also vermindert. Dagegen ist in Stress-Situationen die Abschaltung des Gens durch Methylierung die angemessene Reaktion des Körpers, um entsprechende Energie-bereitstellende Reaktionen zu veranlassen. …
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Ergänzung 9.3.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/prophylaxe-10055866/ (9.3.):
Der Krankenstand durch stressinduzierte psychische Krankheiten nimmt europaweit besorgniserregend zu.
Nach dem Gesagten kann das eigentlich niemanden verwundern: Viele Jahrgänge von Kleinstkindern wurden und sollen weiterhin in stressende Lebensbedingungen gezwungen werden. Auch wenn Stress in jedem Jugendlichen- und Erwachsenenleben unvermeidlich ist, entscheidend ist die Fähigkeit, ihn adäquat zu verarbeiten. Die Voraussetzungen dazu verschlechtern sich mit steigender Fremdbetreuungsquote.
Unter anderem wird dies durch den BKK-Report von 2013 untermauert: Beschäftigte mit psychischen Störungen kämen mit 16,6 % der Fehltage erstmals an zweiter Stelle nach Muskel- und Skeletterkrankungen. Bei keiner anderen Krankheit sei der Anteil an den Gesamtkrankentagen in einer Generation so stark gestiegen, nämlich um das Siebenfache. Darüber hinaus verursachten psychische Krankheiten mit 39,4 Krankentagen je Fall mehr Fehltage als Krebsleiden (36,5). Der Durchschnitt liege bei 13,5 Tagen. Fast 30 % der ambulanten Diagnosen beziehen sich auf psychische Krankheiten, von denen die depressive Episode die wichtigste Einzeldiagnose ist.(39) Der BKK-Report von 2012 mit dem Titel: „Gesundheit fördern – Krankheit versorgen – mit Krankheit leben“ verzeichnete 40 % sprachgestörte Kinder im Alter von 5–6 Jahren. Die logopädische Behandlung verursache Kosten von circa einer Milliarde Euro.
… Die hier dargelegten Zusammenhänge mit chronischer Stresseinwirkung in der frühen Kindheit werden jedoch nicht gesehen. …
… „… Die zuverlässige, fürsorgliche Obhut in stabilen Familien ist daher eine Voraussetzung dafür, dass unsere Kinder später einmal in der Lage sein werden, Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen.“ …
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Ergänzung 11.3.2015:
Antje Oppermann: http://www.freiewelt.net/wer-die-natur-missachtet-muss-die-folgen-tragen-10055877/ (10.3.):
Über die Epigenetik wirkt das Umfeld auf die Gene ein – diese Erkenntnis kann man als epochalen Einschnitt in der Biologie bezeichnen. Die ehemaligen kontroversen Debatten über die jeweiligen prozentualen Anteile von Genen und Umwelt als Basis der Persönlichkeit können nun endgültig ad acta gelegt werden.
Man ist jetzt der komplexen Interaktion dieser beiden, früher als unveränderbar bzw. schicksalhaft betrachteten Faktoren deutlich näher gekommen. Es erklären sich nun auch bisher rätselhafte Befunde:
- dass vorübergehende schädigende Umwelteinflüsse bei sorgfältigem, liebevollem Ausgleich reversibel sind,
- dass sich stärkere und längerdauernde Umwelteinflüsse jahrelang, bis ins Jugendalter und sogar lebenslänglich bemerkbar machen,
- dass sie sogar generationenübergreifend nachweisbar sind, ohne dass sich die Abfolge der Bausteine im Erbmaterial ändert.(45)
Um auf die Frage zurückzukommen: In welchem Alter soll, kann oder und darf nun also ein Kind in eine Kita? Auf dem kinderärztlichen Kongress 2011 in Bielefeld wurde dazu eine entwicklungsmedizinisch evidenzbasierte Empfehlung gegeben:
- Keine Gruppentagesbetreuung von Kindern unter zwei Jahren
- Zwischen zwei und drei Jahren maximal halbtägige Betreuung von maximal bis zu zwanzig Stunden wöchentlich
- Ab drei Jahren je nach individueller Bereitschaft ganztägige Betreuung möglich
- Konsequente Orientierung an hohen Qualitätsstandards in jeglicher außerfamiliärer Betreuung
So erscheint es nach all dem Gesagten zumindest ratsam, den neueren Vorschlägen der Bielefelder Pädiater zu folgen. Dem Kindeswohl in der unverfälschten Bedeutung des Wortes, dem entspannten Umgang zwischen Kindern und Eltern in der Familie, der Situation in den Schulen und später im komplizierten Räderwerk der Gesellschaft wäre damit ein nicht zu überschätzender Dienst erwiesen.
Die Schlussfolgerung von Rainer Böhm muss alle diejenigen alarmieren, denen ein unbelastetes Aufwachsen der nächsten Generation am Herzen liegt. Er schreibt: “Chronische Stressbelastung ist im Kindesalter die biologische Signatur der Misshandlung. Kleinkinder dauerhaftem Stress auszusetzen ist unethisch, verstößt gegen Menschenrechte und macht akut und chronisch krank.“
Wir können uns nicht von unserer Biologie verabschieden. Wer die Natur missachtet, muss die Folgen tragen.
(45) Katharina Grapp, Isabelle Mansuy, ETH und Universität Zürich, in „Nature Neuroscience“ (doi:10.1038/nn.3695) …
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Eine sorgfältige Recherche hätte auf die beachtlichen Probleme der scheinbar alternativlos propagierten Krippe (Stresshormonausschüttung, Wachstumshormonreduktion infolge Schlafmangel, Zerstörung der für die frühkindliche Sprachentwicklung wichtigen
Dyadenbindung an die Mutter, auf deren Stimme der Foet bereits ab der 20. Entwicklungswoche massiv fixiert ist) hinweisen können, wodurch z. B. mangelnde Stressresistenz und Angstbewältigung, Sprachentwicklungsstörungen (Lese- Rechtschreibstörungen) und auch ADHS teilweise zurückführbar sind. [siehe Kapitel „Kinder – Die Gefährdung ihrer normalen (Gehirn-) Entwicklung durch Gender Mainstreaming“ im Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 4. erweiterte Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014, ISBN 978-3-9814303-9-4]
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Trennung der Kinder von den Eltern politischer Wille der Mächtigen ist. Es ist Programm von höchster Stelle. Im Barcelona-Ziel der EU mit mindest 33 % Krippenplätzen kann man es festmachen. Ich vermute die Vorgabe aus der übergeordneten Finanzmafia, die den bindungslosen Konsumsklaven züchten will.