Michael Paulwitz: https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2015/lobby-fuer-linke/ (1.5.):
Alle Jahre wieder werden Deutschlands Innenstädte am 1. Mai zum Schauplatz anachronistischer Rituale. Dann feiern sich die Gewerkschaften wieder mit markigen Worten, verstaubtem Klassenkampf-Brimborium und allerlei mehr oder minder linksextremen Sektierern im Anhang als die einzig wahren Wahrer von Arbeiterinteressen.
Das propagierte Selbstbild ist so schräg wie die bunten Plastiksäcke, Trillerpfeifen und meist roten Fahnen, mit denen sich erwachsene Menschen gern ausstaffieren, wenn sie als Gewerkschafter auf die Straße gehen. Um echte Arbeitnehmerinteressen geht es dabei immer seltener. Die Großgewerkschaften treten heute als eigenartige Mischung aus sozialindustriellem Konzern und strammlinker Lobbygruppe auf. …
… Streiken dürfen Gewerkschaften in Deutschland nur für Tarifbelange, sie haben kein allgemeinpolitisches Mandat wie manche Kollegen in Südeuropa. Zur Kompensation reihen sie sich um so verbissener in die Einheitsfront der rotgrünlinken Gesellschaftsveränderer ein: Bei jeder Demo und jedem „breiten Bündnis“ der üblichen Verdächtigen „gegen Rechts“, gegen mißliebige Parteien, vermeintliche „Rassisten“ und „Homophobe“ sind die örtlichen Gewerkschaftsgliederungen zuverlässig vorne mit dabei und schreiten Seit’ an Seit’ mit Linksextremisten und militantem Krawallpöbel.
Ihre Verfilzung mit Politik und Wirtschaftslobby läßt die Gewerkschaften so gerade dort versagen, wo es neue Felder für die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen zu entdecken gäbe. Die Gefahr des Lohndumpings durch Masseneinwanderung und EU-Freizügigkeit ist den deutschen Gewerkschaften, anders als noch zu Zeiten der Gastarbeiteranwerbung, heute keinen Protest mehr wert. Der gemeinsame Aufruf von DGB-Chef Sommer und Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer, die vor einem Jahr eindringlich warnten, „ausländische Fachkräfte durch das Schüren von Ressentiments gegen Zuwanderer abzuschrecken“, ist ein trübes Zeugnis dieser Kumpanei.
Freilich: Die Gewerkschaftsfunktionäre profitieren davon, wenn Einwanderung ihre Klientel unter Druck setzt und sie sich als Löser von Problemen aufspielen, deren Ursachen sie nicht benennen wollen. Sind sie doch über ihre eigenen sozialindustriellen Apparate selbst Einwanderungsprofiteure und Teil der Einwanderungslobby. Seltsam nur, daß kaum ein Mitglied sich fragt, warum es für diesen Verrat auch noch Beiträge zahlen soll. …
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Hat dies auf psychosputnik rebloggt.