Buch: Heinrich Wohlmeyer «Empörung in Europa – Wege aus der Krise»

Zeit-Fragen.ch: «Ausblendung der Realität ist nicht nur dumm, sondern auch zukunftskriminell»  (7.1.):

hep. Am 28.11.2012 wurde in der Landesverteidigungsakademie in Wien das neueste Buch des österreichischen Agronomen und Wirtschaftswissenschaftlers Heinrich Wohlmeyer «Empörung in Europa – Wege aus der Krise» vor mehr als 200 interessierten Zuhörern vorgestellt.

… «Das Geld», so H. Wohlmeyer, «das den Staaten anfangs geradezu aufgedrängt wurde, um später durch entsprechendes Rating die Zinsen zu erhöhen, wurde aus dem Nichts geschaffen (fiat-money). Es muss nun geordnet wieder ins Nichts zurückgeführt werden, um extreme soziale Verwerfungen mit unabsehbaren Folgen zu vermeiden. Die aufgebaute Finanzblase beträgt derzeit ungefähr das Dreifache des Weltbruttoproduktes – also des Wertes aller Waren und Dienstleistungen, die weltweit erstellt werden. Sie durch Schuldenverzicht oder durch die Einhebung angemessener Beiträge der Finanzmächtigen nach dem Prinzip der ökonomischen Leistungsfähigkeit geordnet implodieren zu lassen, ist ein Gebot der Stunde und die einzige Alternative zu sozialem Kahlschlag, grösstem Leid, Chaos und Bürgerkrieg oder Krieg.» (S. 251)
Weiter schlägt Wohlmeyer vor, dass der Finanzsektor, der nicht mehr den Bürgern dient, sondern parasitären Charakter angenommen hat, durch eine demokratische «Revolution von unten» in die Gemeinwohlpflicht genommen werden müsste. Er zitiert den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, der das Verhältnis Finanzindustrie und staatliche Verantwortung mit den Worten: «Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden», charakterisiert hat. (S. 253) Wenn wir die Geldwirtschaft in geordnete Bahnen lenken wollen, empfiehlt der Autor entschieden, dass wir uns an Irving Fisher halten, einen wichtigen Ökonomen der USA, der sich mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren auseinandergesetzt hat. «100 %-money», also Vollgeld bzw. nur Notenbankgeld, darf dann von Banken verliehen werden. «Dieser Weg wäre im Euroraum möglich, indem die EZB bei Auslaufen von Anleihen mit eigenem, zinsenfreien Geld einspringt und so zur Entschuldung der Staaten beiträgt, statt den Banken billiges Geld zu geben, das sie dann entweder mit einem hohen Aufschlag weiterverleihen oder zur Überbrückung von Risikoperioden bei der EZB ‹parken›» (S. 256). Es brauche eine starke Bewegung, die eine derartige Neuordnung einfordert, um den Widerstand der selbsternannten Finanzeliten zu brechen. …

Vision2000 (Jan 2013): Helmut Hubeny: Zieh endlich den Kopf aus dem Sand!

Wege aus der Krise in Europa

Statt einer „Buchbesprechung“ will ich bezeugen, dass der Autor Heinrich Wohlmeyer bei mir bewirkt hat, wozu er im Vorwort dringend aufruft: „Jeder von uns ist zu der not-wendenden Kurskorrektur verpflichtet, wenn er nicht verantwortungslos und zukunftskriminell handeln will.“
Seit wir von unseren gewählten Politikern ohne demokratische Zugriffsmöglichkeit über ESM (Europäischer [Stabilitäts]mechanismus) und andere institutionalisierte Geldvernichter verkauft werden, schaue ich hilflos weg, obwohl ich weiß, dass Schulden nicht mit neuen Schulden beglichen werden können, sondern bisher immer nur durch Inflation oder Krieg „annulliert“ wurden. …

… . Er prangert das Wegschauen, Verdrängen, Angst-Tolerieren von zerstörenden politischen Konzepten, Ideologien und Religionen an.
In meiner Verunsicherung hat mich am heftigsten das Kapitel von der Missachtung der ökonomischen Grenzen bewegt. Wohlmeyer beschreibt das Abheben der Finanzwirtschaft von der Realwirtschaft so, dass ich erstmals vermeine, es nachvollziehen zu können.
Ich fand das so unglaublich, dass ich einige Angaben überprüft habe. Ja, der Autor hat über die Zentren der „Hochfinanz“ korrekt berichtet: „die“ Fed (Federal Reserve System) ist nicht die „Nationalbank“ der USA, sondern ein Bankenmonopol mit dem Recht, Geld zu drucken! 1944 wurde der Dollar in Bretton Woods zur goldgedeckten Leitwährung erklärt, 1973 die Konvertibilität in Gold von den USA einseitig aufgehoben („eigentlich der erste große Finanzbetrug der USA“).
Die Leitmacht druckt Geld, und „dreht es der Welt an, solange die Mehrheit der Menschen noch an den Wert des Dollars glaubt. Wer nicht glaubt und dies auch noch kundtut, wird diszipliniert“ (Irak-Krieg). Der Münzgewinn (die Differenz zwischen Nennwert und Herstellungskosten einer Münze) wächst der Fed zu, nicht dem Staat USA!
Um den gigantischen Zuwachs an Geldvolumen zu kanalisieren oder zu vernichten, wurden von den bestens ausgebildeten Nutznießern verschiedene Strategien entwickelt wie Über­einkommen mit Saudi-Arabien, Öl nur in Dollar zu verrechnen und dies auch in der OPEC (Organisation Erdöl fördernder Länder, Wien) durchzusetzen; den Ölpreis 1973 schockartig zu erhöhen; den „Petrodollar“ zu recyceln via Londoner City – eine zeremonielle Grafschaft mit einem eigenen Bürgermeister (Lord Mayor) – und das gigantische Netzwerk britischer Steueroasen im „Privateigentum der Krone“; über US-Staatsanleihen; über virtuelle Derivatemärkte bis hin zum durchgezogenen Konkurs von Lehman Brothers (90 % Auslandspapiere) bei gleichzeitiger Sanierung von Goldman Sachs (vorwiegend US-Papiere). …

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Eine Antwort zu Buch: Heinrich Wohlmeyer «Empörung in Europa – Wege aus der Krise»

  1. Wolfgang Heuer schreibt:

    Das Bewußtsein des typischen zivilisierten Menschen erkennt nicht die wahren, tieferen, Ursachen der Problematik, in der die zivilisierte Gesellschaft steckt. Und darin steckt sie nicht erst seit gestern oder 1973 oder 1944, seit 1933 oder 1914, auch nicht seit 1338 oder dem Konzil von N icäa oder dem Jahre „null“, sondern die Wurzeln des Problems gehen deutlich mehr als 10.000 Jahre zurück, bis an den Beginn des zivilisatorischen Prozesses, als die ENTFREMDUNG begann und das, was die Soziologie (die) „Kollektive Neurose“ nennt.
    Ein wichtiger Aspekt der Kollektiven Neurose ist die sehr erhebliche Beeinträchtigung bei der Bewußtseins-Entwicklung der zivilisierten Menschen, die infolgedessen ihre wirkliche Wirklichkeit nicht erkennen (können) und daher nicht wissen, was sie tun (sollen, können).
    Und das ist so, weil es zivilisationsgesellschaftlich (mehrheits-)normal ist, am Ende der Kindheit nicht mehr ins wahre Erwachsenen-Bewußtsein aufzusteigen, sondern im Kindheits-Bewußtsein „stecken“ zu bleiben.
    Die Führungs-„Elite“ von heute sind die „neurotisch verwahrlosten“ Kinder, vor denen uns um 1970 Christa Meves zu warnen versucht hat. Aber die „Verantwortlichen“ waren damals auch schon nicht mehr offen für die Wahrheit und sind es 1994 nicht gewesen, als dem Deutschen Bundestag eine Petition zur „Kollektiven Neurose“ vorgelegt wurde und waren es im vergangenen Frühjahr nicht, als im „Zukunftsdialog“ der Bundeskanzlerin um Vorschläge gebeten wurde.

    Das Bewußtsein des typischen zivilisierten – neurotisch beeinträchtigten – Menschen erkennt nicht die drohende Gefahr, die nur dem nicht-neurotischen Menschen – mit Hilfe des höheren Bewußtseins – wahrnehmbar UND GRUNDLEGEND HEILBAR ist.

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