Lukas Steinwandter: https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2020/242862/ Herz-Jesu-Feuer: Auch Krieg und Pandemie stoppen diesen Brauch nicht (19.6.):
Selbst während des Zweiten Weltkriegs leuchteten in dieser besonderen Sommernacht hie und da trutzig Feuer wie Sterne am Firmament. Auch die Corona-Pandemie samt ihren mit sich bringenden Beschränkungen und Verboten hätten diesen wohl schönsten aller Tiroler Bräuche nicht aufhalten können. In allen Landesteilen gab es Gruppen, die sich dazu bereit erklärten, in die Höhe zu steigen und Bergfeuer zu entzünden, wenn auch nicht in der gewohnt hohen Zahl.
… Es war der 1. Juni 1796, als die höchsten Landesvertreter Tirols, die Landstände, sich in der heutigen Südtiroler Landeshauptstadt Bozen zusammenfanden und das Land Tirol dem Herzen Jesu weihten.
Die Lage war ernst: Im Süden stand das Heer Napoleons bereit, seinen Feldzug in Richtung Tirol fortzusetzen. Kurz zuvor hatte es ein österreichisch-piemontesisches Armeekorps besiegt. Der Abt Sebastian Stöckl griff die Idee des Pfarrers Anton Paufler auf und sprach in seiner flammenden Rede:
„Das Herz Jesu muß in dieser bedrohten Lage unser Retter sein und ich stelle den Antrag, die Vertreter des Landes beschließen einen Bund mit dem Herzen Jesu. Es soll ein rechtlicher Vertrag sein und ein Landesgesetz werden. Wir geloben, das Herz-Jesu-Fest für weltewige Zeiten in feierlichster Weise zu begehen und die Herz-Jesu-Verehrung zu einer Volksandacht unseres Landes zu machen.“
Der 24 Mitglieder umfassende Ausschuß nahm den Antrag einstimmig an. Dem Vorschlag Pauflers folgend, beschlossen die Landstände auch, Feuer auf den bis zu 3900 Meter hohen Berggipfeln zu entzünden. Kurze Zeit später einigte man sich darauf, den zweiten Sonntag nach Fronleichnam als hohen Festtag auszuwählen. „Wie sehr da der Kongreß aus dem Herzen des Volkes gesprochen hatte, zeigt die Tatsache, daß das Fest schon im folgenden Jahr in fast allen Gemeinden Tirols heimisch geworden war“, notierte der Volkskundler Friedrich Haider in seinem grundlegenden Werk „Tiroler Brauch im Jahreslauf“. …
**************************************************************************************